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Auswanderung der DeutschenTeil II 1820 - 1917
3 "Deutsche Frage" und Losungswege 3.5 Ausbruch des Ersten Weltkrieges 3.5.4 Liquidationsgesetze Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges veranderte sich die Situation fur die Russlanddeutschen schlagartig. Die russische Regierung verabschiedete 1915 zwei Gesetze, die bereits von den Zeitgenossen als "Liquidationsgesetze" bezeichnet wurden, denn beide zielten auf die Lebensgrundlage der deutschen Siedler, den Landbesitz. Am 2. Februar 1915 wurde das 1. Liquidationsgesetz auf dem Weg einer nur vom Zaren bestatigten Notverordnung an der Duma vorbei in Kraft gesetzt. Das Gesetz bestimmte,dass alle Personen deutscher, osterreichischer und ungarischer Nationalitat, die nach dem 1. Januar 1880 russische Staatsburger geworden waren, in einer Zone von 150 Werst entlang der Grenze zu Deutschland und Osterreich-Ungarn sowie in einer Zone von 100 Werst entlang der Kuste von Ostsee, Schwarzem und Asowschem Meer ihren Grundbesitz innerhalb von zehn (150 Werst-Zone) bzw. sechzehn Monaten (100 Werst-Zone) zu verkaufen hatten.dass Personen, die zur orthodoxen Kirche ubertraten, von dieser Regelung ausgenommen blieben. Dies betraf auch Kolonisten, die selbst oder deren Sohne als Offiziere oder als Freiwillige an der Front dienten.Das den Kolonisten bei der Ansiedlung uberlassene Land blieb von dieser Regelung zunachst ausgeschlossen.Alle Miet- und Pachtverhaltnisse mussten innerhalb eines Jahres aufgelost werden. Am 13. Dezember 1915 trat das 2. Liquidationsgesetz in Kraft. Die Bestimmungen des 1. Liquidationsgesetzes wurden auf alle Grenzgouvernements ausgedehnt. Die betroffenen Bauern hatten das Land an die Bauernbodenbank zu verkaufen, die es dann an russische Bauern weiter verkaufen sollte, vor allem an solche, die sich im Krieg ausgezeichnet hatten. Auch das den Kolonisten bei der Ansiedlung ubergebene Land wurde in die Liquidation einbezogen.Infolge der Zwangsverkaufe fielen die Bodenpreise auf einen Bruchteil des Vorkriegswertes, so dass faktisch von einer Enteignung gesprochen werden kann. Aus den westlichen Gebieten Russlands wurden ca. 110.000 Deutsche nach Sibirien und dem Sudosten des Russischen Reiches deportiert. Im Gouvernement Wolhynien war die Deportation link der landlichen deutschen Bevolkerung bis zum 20. Juli 1915 abgeschlossen. Da negative wirtschaftliche Folgen zu befurchten waren, wurde eine Aussetzung der Liquidationsgesetze link in Sudrussland verfugt. Im August 1916 und Anfang 1917 erfolgte eine Ausdehnung des Geltungsbereich der Liquidationsgesetze auf fast ganz Russland. So wurden fur die Wolgadeutschen am 16. Februar 1917 Enteignung und Zwangsverkauf beschlossen. Eine Umsetzung der Gesetze in vollem Umfang verhinderte die Februarrevolution. Die Provisorische Regierung setzte sie am 11. Marz 1917 vorlaufig au?er Kraft. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie in Wolhynien jedoch weitgehend realisiert. Fur das Schwarzmeergebiet liegen folgende Zahlen vor: |
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Im Gouvernement Cherson waren 100.000 Desjatinen = 12% des deutschen Grundbesitzes, auf der Krim 60.000 Desjatinen = 7%, in Bessarabien 80.000 Desjatinen = 33% enteignet worden.***********.russlanddeutschegeschichte.de/geschichte/teil2/wirtschaftlich/gesetz3.htm
Februar 1915 - Der Zar erlasst das Liquidationsgesetz. Es bestimmt, dass alle Deutschen in Wolhynien enteignet und nach *Sibirien deportiert werden. Juni 1915 - *Die deutschen Truppen erreichen Wolhynien. 1 Juli 1915 - Das Liquidationsgesetz kommt zur Anwendung. In Rokin und Umgebung fuhren die ortlichen *Polizeikommissare die Ausweisungen durch. ... Deportation 1915 *- *Flucht 1916 Auf Anweisung der Polizeibehorde stehen die Wagen bereits gepackt, als der Befehl kommt, sofort unter Polizeibegleitung die Heimat zuverlassen. Wahrend man von Westen schon das Grollen der naherkommenden Front hort, treibt man sie in eine vollig ungewisse Zukunftnord/ostwarts. Die Wagenkolonnen werden unter Bewachung etwa 100 km nach Nordosten gefuhrt. Bei David-Gorodock, das zwischen denEinmundungen der Flusse Styr und Horyn in den Pripjet liegt, werden die Menschen in Lagern zusammengefasst. Nach einigen Wochen mussen sie die Wagen verlassen und in Eisenbahnwaggons die Reise nach Sibirien antreten. Der Lehrer und Kantor Joseph Weiss beschreibt die Vertreibung der Gemeinde Juljanow, dem Wohnort der Familie Uttich. In Rokin wie in den anderen Orten wird es ahnlich gewesen sein: „Die Vertreibung der Juljanower Schulgemeinde geschah an einem Sonntag.Wilhelm Drews, der wahrend der Einberufung des Kantors die Predigtenlas, hatte den Gottesdienst noch vor einem Hauflein verangstigter Frauen und Kinder gehalten, als plotzlich Polizisten und Kosaken in der Kolonie auftauchten. Sie drohten jeden zu erhangen, der nicht innerhalb einer Stunde fort sei. Unter Tranen wurden die Pferde vor die Wagen gespannt, die man schonseit Tagen auf Anordnung der Polizei gepackt hatte, und zogernd setztesich der Zug in Richtung Roszczysze in Bewegung, wo die Brucke uber den Styr passiert werden sollte. Einige Frauen, die heimlich, geschutzt durch das hohe Getreide – man stand unmittelbar vor der Ernte! –zuruckgelaufen waren, um das Vieh, die Schweine und das Kleinvieh, dasman in der Hast des Aufbruchs vergessen hatte, und die Hunde von ihren Ketten zu losen, erzahlten spater unter Tranen von den ersten zwielichtigen Gestalten, die sie auf den Hofen angetroffen hatten und die anscheinend nur darauf warteten, die vollen Hauser und Kammernauszurauben. Am ersten Tag kam der Treck – etwa 65 Wagen – in schleppendem Schrittnur bis zum Dorf Ulanicki. Hier zeigten sich die, mit einem solchen Zugverbundenen, Versorgungsprobleme. Die kleinen flachen Brunnen der Ukrainer reichten kaum fur die Versorgung des eigenen Viehs, nicht aber fur 150 zusatzliche Pferde und etwa 60-70 Kuhe. Dazu kam das Problem der Zubereitung warmer Mahlzeiten. Kurzum, die Katastrophe begann sich abzuzeichnen. |
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Am zweiten Tag kam der Treck durch die deutsche Kolonie Bryszcze. Am dritten Tag erreichte man die geschotterte Stra?e Kowel – Luck. Hier horten die Juljanower den Geschutzdonner so laut, dass sie neuen Mutschopften. Hofften sie doch von der Front uberrollt zu werden, und dannauf ihre Hofe zuruck zu konnen.
Bei Kopaczowka hielt der Treck und man hielt unter offenem Himmel eine Gebetstunde. Doch die Polizei, die den Zug eskortierte, und die man durch Geld zum Einlegen dieser Pause bewegen konnte, drangte zum Aufbruch. Nur gut, dass die Polizisten kein Deutsch verstanden und nicht ahnten, worum die Manner und Frauen in ihrer Verzweiflung gebetethatten: „Lieber Gott! Lass doch die Deutschen kommen, damit wir nicht fort mussen!“ So kam man endlich nach Roszczysze“. Es war wohl trotz des Durcheinanders gelungen, zu den Rokinern Kontakt aufzunehmen. Zu denen die aus Rokin vertrieben wurden gehorten auch Johann und Emilie Vetter. Diese Gro?familie bestand aus den Eltern; der Schwiegertochter Lydia mit ihren 3 und 1 Jahr alten Kindern; dieTochter Natalie mit ihrer 18 Monate alten Tochter und Auguste mit ihrem vier Wochen alten Saugling; sowie dem 16jahrigen Leonhard, der12jahrigen Lydia und dem 7jahrigen Theodor. Joseph Weiss schreibt uber den weiteren Weg: „Auf der rechten Styrseite begannen jetzt die sandigen und sumpfigen Wege Polesiens. Allmahlich erreichte der Elendszug bei David-Gorodock den Pripjet. Hier in den Sumpfen lie? man die vielen Menschen unter freiem Himmel campieren, bis eine Seuche ausbrach und viele starben. Endlich, im spaten Herbst wurden die armen Leute auf Kahne verladen und bis ins Innere Russlands, manche bis hinter den Ural gebracht.“ Zu den ersten Opfern der Cholera gehoren Friedrich und Alwine Uttich.Die funf Kinder uberleben zunachst unter der Obhut ihrer Gro?mutter Juliane Uttich. Doch die beiden jungsten Kinder, der zweijahrige Emilund die drei Monate alte Marta sind den Strapazen des weiteren Wegesnicht gewachsen und sterben unterwegs. Die drei alteren Kindererreichen mit der Gro?mutter das Deportationsziel Samara und kehrendrei Jahre spater nach Wolhynien zuruck. Karte des Deportationsweges Es gibt Berichte von Leuten, die sich in den Pripjetsumpfen bis zum Frontdurchgang versteckten. Mehrere Berichte sprechen davon, dass die Soldatenfamilien in den Sammellagern zuruckgeschickt wurden. Laut Zarenerlass sollten diese Familien vom Abtransport ausgenommen werden. Die ortlichenPolizeibeamten hatten jedoch in eigener Machtvollkommenheit alle Deutschen auf den Weg gebracht. Lydia Vetter, die Frau des Sohnes Wilhelm berichtet, dass die Wagen der Vetterfamilie in der Nacht immer so weit zuruckfuhren, wie sie am Tag nach nord/osten gefahren waren. So hatten sie die Rettung und den Frontdurchgang erlebt. Jedenfalls trifft die Vetterfamilie nach vielen Wochen wieder in Rokinein, das inzwischen unter deutscher Besatzung ist. |
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Wahrend die elterliche Familie in Rokin bleibt, ziehen meine Mutter und ihre Schwagerin Lydia mit den 3 Kindern in Lydias nun leerstehendes Elternhaus nach Juljanow-Boratin.
Nur Einzelne der Siedlerfamilien sind der Deportation entgangen. Sie sind vorerst gerettet. Wahrend die Front ca. 50 km ostlich des Styr zum Stehen kommt, leben die beiden Frauen mit ihren drei kleinen Kindern von Herbst 1915 bis Fruhjahr 1916 in Juljanow. Anfang Juni 1916 wird es an der Front wieder lebendig. Unter General Brusilow starten die Russen eine Offensive. Nach drei Tagen sind sie am Styr, den sie bei Rokin und Luck uberschreiten. Karte uber die Brusilow-Offensive In Eile wird das Wichtigste zusammengepackt. Berichte aus 3 Dorfern zwischen Rokin und Juljanow sagen aus, dass die wenigen Bewohner, diees dort noch gibt, am 8./9. Juni, es war Donnerstag/Freitag vor Pfingsten, in letzter Minute fluchten. Mit Pferdewagen, spater auf Lastwagen des deutschen Militars ziehen sie als Fluchtlinge nach Westen. Mit ihnen fliehen auch die beiden Frauen mit den drei kleinen Kindern aus Juljanow. Doch bange Fragen begleiten sie. Werden sie die wolhynische Heimat wiedersehen? Werden sie ihre an der Front befindlichen Manner und Bruder lebend wiederfinden? Wo werdensie weiterleben konnen? In dieser schweren Zeit tragt sie das Vertrauenin Gottes Hilfe. Das Kriegsende erleben sie auf Gut Seegertswalde in Ostpreu?en. * Die Fortsetzung der Familiengeschichte folgt in einiger Zeit unter „In Ostpreu?en“ ********vettertreffen.piranho.de/familiengeschichte-wolhynien.html |
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1. Валуйский казённый орошаемый участок
Степное безводное пространство было бы, конечно, совсем невозможно для земледелия, если бы человек не стал искусственно добывать себе воду в колодцах и ериках, устраивая в последнем случае поперёк них плотины для удержания снеговой воды. Небольшая плотины, в 3-4 метра высотой и в 30-60 метров длинной, удерживала воду в небольшом, протяжённостью в один, два, три и более километров, ерике, иногда в продолжение целого года. Без помощи учёных-техников крестьяне додумались во многих местностях до устройства плотин для запруд, которых в конце XIX века в Новоузенском уезде Самарской губернии насчитывалось более одной тысячи. Устройство запруд и плотин требовали от сельских жителей больших усилий, трудов и знаний. Например, для устройства плотины в колонии Розенталь потребовалось в своё время привести на место строительства с каждого двора до 20 возов земли. А община села Альт-Веймар строила 3-х верстную плотину рабочими силами 181 человека в продолжении пяти недель в три осени до заморозков с 1879 по 1881 годы, причём на работу обязаны были выходить все работники и работницы села. Позже жители этого же села устроили коллективным трудом для двух лиманов вал, один длинной в три версты[2], другой - в две. Первенцем же искусственного орошения в заволжских степях считается лиман Савинский. В 1841-1842 годах крестьяне из села Савинка и немцы-колонисты из колонии Ней-Галка запрудили низину на левом берегу реки Торгун, устроив земляную плотину длинной в четыре версты. На постройку её требовалось доставить на место каждому домохозяину 23 квадратных метра срезанного плугом дёрна и от 5 до 10 возов земли. Паводок постоянно заливает запруду, и лиман работает исправно уже более 160 лет. Постепенно плотины стали возникать одна за другой. На Торгуне появилась целая система, известная под названием Казачья. Позже лиманами нагрузили небольшую степную речку Солёная Куба.
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Эти два обстоятельства и явились причиной появления на свет очерка, в котором на примере Валуевского орошаемого участка освещается история возникновения и развития регулярного самотечного (правильного) и лиманного орошения в заволжских степях Немповолжья, а также дать ретроспективный обзор деятельности знаменитой в своё время Костычевской сельскохозяйственной опытной станции, более известной как ВОМС. Заканчивается очерк небольшой заметкой, посвящённой мосту со шлюзами, расположенному на реке Еруслан близ бывшего немецкого села Гнадентау.
Все описываемые в очерке гидротехнические сооружения и населённые пункты знакомы мне не понаслышке, а мой отец, на воспоминаниях которого и построен очерк, проработал на этих объектах около двадцати лет, начиная с 1947 года, в качестве рабочего на ремонте шлюзов, дежурстве при задержании воды на шлюзах и на "захвате" воды; участвовал он и в работах по подсадке зелёных насаждений по каналам, на поливе люцерны, уборке семян люцерны и зерновых, заготовке сена и житняка в лиманах. На кирпичном заводе он принимал непосредственное участие в изготовлении кирпича и его обжиге. Пришлось поработать ему и на ВОМСе - в лаборатории и на опытных делянках. В совхозе "Посевной" он начинал свою трудовую деятельность рабочим, а по окончании бухгалтерских курсов в Саратове работал в совхозной конторе бухгалтером. Александр Шпак р.п. Средняя Ахтуба Февраль-март 2009 г
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Александр ШПАК
Из истории земледелия в Заволжье Историко-краеведческий очерк Несколько лет назад, работая с атласом АССР Немцев Поволжья[1], я обратил внимание на то, что в приложении к карте напротив аббревиатуры В.О.М.С. указано, что при составлении списка сельскохозяйственных предприятий значение этого слова редакторами не было обнаружено. Это обстоятельство меня удивило, т.к. будучи родом из тех мест, мне было очень хорошо известно не только значение этого сокращения, но и то, что Валуевская опытно-мелиоративная станция, а именно так расшифровывается слово ВОМС, была основана в 1894 году, носила имя учёного-почвоведа Павла Андреевича Костычева и была довольно известна как в России, так и за рубежом. Этот, казалось бы, малозначительный факт всплыл в моей памяти, когда в феврале этого года на форуме сайта "Die Geschichte der Wolgadeutschen" при обсуждении темы о шлюзах в селе Верхний Еруслан (Гнадентау) прозвучал вопрос о назначении этого гидротехнического сооружения.
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Двевойны на двоих
За что воюешь ты,солдат? Зачем покинул отчийдом И ниву хлебную, и сад, Где след оставилалюбовь? Щедра судьба на смертьи горе. Две родины и на двоих Нам две войны –несчастий вдвое. Где счастья нет средьлет *лихих. Судьба невидимойрукою Два сердца нашихувлекла, Спаяла, наградивлюбовью, И за собою увлекла. Куда, зачем, сказатьты можешь? Я не могу, любви полна! Зачем же *душу мнетревожишь, Накрывшей нежностьюволна? Погибнешь, вдруг, вбою последнем, Куда мне деточекдевать, К кому бежать проситьпрощенья, И кто теперь я - *вражьямать?... О, Боже, милосердный,правый, Даруй мне силы выстоять И победить в борьбенеравной, И счастье нашевыстрадать. А.Приб
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Ich habe eine frage.Vielleicht hat Jemand eine Geschichte von Krim Deutschen?Meine Familie stammt von Сакский район,деревня Oktoberfeld. Ich ware sehr dankbar.
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Die Auswanderung der Schweizer ins Schwarzmeergebiet * *
(Teil 1 von 2) * * * Nach einer langen, beschwerlichen Reise trafen *die ersten Siedler der Halbinsel Krim im Sommer 1804 ein. Sie kamen aus den Kantonen Zurich, Aargau, Bern, Freiburg, Glarus, Graubunden, Luzern, Neuenburg, Solothurn, St. Gallen und Waadt. * * In ihrer Heimat hatten sie weder Rechte noch Freiheiten. * * * *Es durfte nicht gejagt und nicht geangelt werden, denn alles gehorte den "gnadigen Herren". Sie litten unter schweren Kontributionen (direkte Steuer fur militarische Zwecke) und der Wirtschaftskrise2. Fur die Ankommlinge war nichts vorbereitet, nur Tataren hausten hier in ihren armseligen Flechtwerkhutten, die halbwegs in den Boden eingegraben waren. Anfang 1803 schrieb Major Hans Caspar Escher, ehemaliger Zuricher Kaufmann, an den russischen Innenminister, ob der Zar wohl Interesse an der Einwanderung von Schweizer „Fabrikanten, Landwirten, Handwerkern und einigen Personen aus guter Familie mit etwas Besitz“ hatte. Escher war nach dem Konkurs seiner Firma 1789 ins Zarenreich ausgewandert, wo er 1792 in * * * *russische Kriegsdienste trat und Major des Moskauer Dragonerregimentes wurde. Das ruckstandige Russische Reich war eigentlich nicht nur *an den fortschrittlichen Schweizer „Fabrikanten und Manufakturisten1“ interessiert, die ihren Besitz retten wollten, sondern auch an mittellosen Arbeitern, die besondere Fertigkeiten besa?en. Die durch die Kontinentalsperre2 betroffenen Schweizer konnten sich ja nicht in Holland nach Amerika einschiffen. Fur die Interessenten aus der Schweiz galten die gleichen Privilegien ihrer Vorganger, den "rheinischen Kolonisten". Unter anderem sollten sie Reisegelder zur Uberfahrt ab der russischen Grenze bis zum Ansiedlungsort erhalten. Die russische Regierung sagte den Schweizern zu, ihnen entweder in Galatz oder spatestens an der russischen Grenze einen Kredit von 30 hollandischen Gulden auszuzahlen. Unter diesen Bedingungen war aber niemand bereit die lange Reise zu riskieren. Der russische Innenminister lehnte daraufhin mit der Begrundung ab, dass die Regierung nicht an armen Leuten interessiert ware. * * Anmerkungen 1 Manufaktur (von lat. manus - Hand, lat. facere -erbauen, tun, machen, herstellen) ist ein Betrieb in Ubergangsform von Handwerk zu Fabrik. |