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Anfang 1943, mitten im Hollenlarm der
Vernichtungsmaschinerie, hatte Hitlers Leibarchitekt und Reichsrustungsminister Albert Speer einen „Arbeitsstab Wiederaufbauplanung zerstorter Stadte“ gegrundet. Alles, was Rang und Namen hatte, war dabei. Die Planungen zur Umgestaltung des Reichs gingen aber noch weiter zuruck. 1940 hatte „Baumeister Hitler“ seine Visionen von einer Neugestaltung der gro?en Stadte schon in einen Erlass gegossen – „zur Sicherstellung des Sieges“. In Hamburg machte sich sogleich der Architekt Konstanty Gutschow ans Werk. Ihm schwebte eine „gegliederte und aufgelockerte Stadtlandschaft“ vor, wie sie NS-Planer auch mit dem Ziel konzipierten, die deutschen Metropolen kunftig bombensicherer zu machen. Eine weitlaufige „Stadtlandschaft“, so ein damals beliebter Planungsbegriff, lasst sich weniger effektiv aus der Luft angreifen als eine verdichtete Altstadt, wo ein Volltreffer genugt. Dazu sollten in der Hanse - stadt monumentale Bauten mit Gau hoch - haus, Aufmarschplatz und Volks halle kommen, „als Zeugen hamburgischer Weltgeltung“. Die „Operation Gomorrha“, mit der britische Bomber drei Jahre spater die zweitgro?te deutsche Stadt in Trummer legten, kam Gutschow gerade recht. „Die-
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Krieg nicht unternommen und die Zerstorung
dieses Hauses nicht provoziert“, schrieb Dirks in den „Frankfurter Heften“. „Es hat seine Richtigkeit mit diesem Unter - gang. Deshalb soll man ihn anerkennen.“ Hesse hatte mit dem Hinweis auf die „Seelenwelt“ nachkommender Generationen dagegengehalten. Sie wurden, meinte er, ohne Not „eines unersetzlichen Erziehungs- und Starkungsmittels“, einer edlen „Substanz“ beraubt. Hesse und seine Mitstreiter obsiegten schlie?lich, Goethes Geburtshaus wurde bis 1951 wiederhergestellt. Wegweisend war das nicht: Zwar gab es Ausnahmen, etwa in Freiburg, Freudenstadt oder Munster (wo bald nach Kriegsende die barocken Giebelhauser am Prinzipalmarkt vereinfacht rekonstruiert wurden), aber in der Regel kamen die Erneuerer zum Zuge. Seltsame, machtige Koalitionen bildeten sich dabei. Zu jenen Architekten und Stadtplanern, die schon vor der Nazi-Zeit modern bauen wollten, stie?en Baumeister, die aus moralischen und politischen Grunden einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit zwingend fanden. Und dazu gesellte sich noch eine gro?e Zahl an Architekten, die eng mit der Nazi-Diktatur verstrickt waren. Die zogen Aufbauplane aus ihren Schubladen, an denen sie bereits wahrend des Krieges gearbeitet hatten. Denn
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Der Literaturwissenschaftler Ernst
Beutler, der das Museum betreute, mobilisierte 1947 – zwei Jahre vor Goethes 200. Geburtstag – die geistige Elite Deutschlands und bat sie, seinen Aufruf zum Wiederaufbau zu unterstutzen. Hermann Hesse, im Jahr zuvor mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, schrieb: „Soll man rekonstruieren? Ich muss die Frage ruckhaltlos bejahen.“ Der Dichter Hans Carossa, der Romanist Ernst Robert Curtius, der Physiker Max Planck, der Philosoph Karl Jaspers – sie und andere Prominente waren derselben Meinung. Aber der Deutsche Werkbund, eine einflussreiche Vereinigung von Kunstlern, Architekten und Unternehmern, organisierte eine eigene Umfrage unter deutschen Intellektuellen, die sich der Moderne verpflichtet glaubten – und fand durchweg Ablehnung. „Bei Dingen, die Reliquienwert haben“, konne „niemals ein Faksimile das Original ersetzen“, sagte der Kunsthistoriker Richard Hamann. Ein Standpunkt, der unter sehr konsequenten Denkmalpflegern bis heute vertreten wird. Der prominente Publizist Walter Dirks argumentierte hingegen dialektisch: „Ware das Volk der Dichter und Denker (und mit ihm Europa) nicht vom Geiste Goethes abgefallen, vom Geist des Ma?es und der Menschlichkeit, so hatte es diesen
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Sommer unter der Sonneneinstrahlung
gluhten und in denen es im Winter bitterkalt wurde. Umso wichtiger war es, moglichst schnell ausreichend Wohnraum zu schaffen. Aber wie? Sollten die Hauser und reprasentativen Bauten an selber Stelle und in gleicher Weise wiedererrichtet werden? Oder musste man nicht die Chance nutzen, jetzt, da alles kaputt war, einen frischen Neuanfang zu wagen: die sich in engen, verwinkelten Gassen verirrenden Altstadte verkehrsgerecht aufzulockern und den Menschen hygienische, von Grunanlagen eingefasste Wohnquartiere zu geben? Wahnwitzige Uberlegungen wurden laut – den ganzen Schaden einfach wie Geisterstatten liegen zu lassen und die Siedlungen an neuem Ort zu errichten. Aber unter den Trummern lagen oft noch Werte, die aufzugeben in jener Zeit sich niemand traute: halbwegs intakte Kanalisation, Wasser-, Strom- und Gasleitungen. Sie liefen entlang der Stra?enzuge, und so kam es, dass Munchen heute nicht am Starnberger See liegt und Hannover immer noch an der Leine. Die meisten Menschen wollten indes ihre historischen Hauser wiederhaben. Uberall taten sie sich zu Altstadtvereinen zusammen, um fur ihre Anliegen zu werben. Die Fachwelt stritt daruber erbittert. Denn es ging ja nicht nur um funktionale und asthetische Erwagungen, fast wichtiger noch war die Frage, was fur ein „Geist“ mit den Bauten zum Ausdruck kommen sollte. Rekonstruktion, warnten die Anhanger eines Neuanfangs, bedeute, den Krieg zu negieren. Aber ware es demgegenuber nicht geradezu geschichtslos und auch ein Akt der Verdrangung, samtliche Spuren der Vergangenheit zu loschen, die sich ja nicht nur aus zwolf unheilvollen Jahren speiste?, wandten die Bewahrer ein. Besonders exemplarisch fur alle ideologisch aufgeladene Polemik der Nachkriegszeit, die das schwierige Verhaltnis der Deutschen zu ihrer gebauten und gro?tenteils zerstorten, aber in wichtigen Teilen durchaus rekonstruierbaren Geschichte betrifft, war 1947 der Disput um den Wiederaufbau von Goethes Geburtshaus in Frankfurt am Main. Dieser Streit traf mitten ins Herz der Kulturnation Deutschland, da, wo der Begriff „Weltliteratur“ gepragt wurde, kein provinzielles Thema also: Goethes Geburtshaus, ein Mitte des 18. Jahrhunderts im Gro?en Hirschgraben errichteter, dreistockiger verputzter Fachwerkbau, war infolge von Bombenangriffen zunachst ausgebrannt und Monate spater eingesturzt. Aus dem Gebaude, das schon im 19. Jahrhundert als Goethe-Museum diente, war in weiser Voraussicht alles historisch wertvolle Inventar gerettet worden.
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Die Aufgabe, diese Gebirge an Schutt
abzutragen und noch Brauchbares aus den Resten zu klauben, fiel in den ersten Nachkriegsjahren vor allem den Trummerfrauen zu. „Mit blo?en Handen haben wir Stahltrager, Balken und Steine aus den Gerollbergen gezogen“, erinnert sich Hildegard Brettschneider, die damals als 18-Jahrige in Dresden aufraumen half. Der Job war lebensgefahrlich. Viele Frauen starben unter einsturzenden Hauswanden, durch herabfallende Balken oder explodierende Blindganger. Es ging darum zu bergen, was wie - derverwertbar schien. Mangel herrschte schlie?lich an allem: Toilettenbecken, Herden, Rohren, Leitungen. Unbeschadigte Ziegel reichten die Frauen in Personenketten weiter, um sie am Stra?enrand mit kleinen Hammern vom restlichen Putz zu saubern. Der Schutt kam auf Pferdewagen. „Vier haben dann geschoben und eine von uns hat die Deichsel gelenkt“, sagt Brettschneider. „Das war unsere Jugend.“ Um die gro?te Wohnungsnot zu lindern, entstanden allerorts provisorische Unterkunfte, doch viele harrten monatelang in den Trummern ihrer Hauser aus. Verstarkt wurde das Elend noch durch Millionen Fluchtlinge, Vertriebene und „Displaced Persons“. In etlichen Stadten ihrer Besatzungszone errichtete die britische Armee lange Reihen und Blocke mit Nissenhutten, benannt nach einem kanadischen Ingenieur, der sich die halbrunden Wellblechhutten ausgedacht hatte. Praktisch daran war, dass ein paar Leute den Bausatz in wenigen Stunden zusammenfugen konnten. Allein in Hamburg gab es 29 derartige Siedlungen. Manchmal hausten bis zu drei Familien unter erbarmlichen Bedingungen in diesen rund 50 Quadratmeter gro?en halbierten Blechdosen, die im
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Geschichte stellt sich immer ambivalent
dar, im Umgang mit ihren Reminiszenzen lauern Fallen und tun sich Chancen auf – Architektur ist nicht neutral. Hat die rasende Geschwindigkeit des Aufbaus das Land vielleicht auch uberfordert, nicht materiell, wohl aber kulturpsychologisch, wie sich erst heute an den Spatfolgen zeigt? Oder ist der Wunsch nach der Schonheit des Alten ein Zeichen der Sattigung, ein Luxus, den man sich erlaubt, wenn das Lebensnotwendige gesichert scheint? Jahrhundertelang wurde die europaische Kulturlandschaft davon gepragt, dass urbanistische und architektonische Erneuerung in der Regel als ruhiger Fluss, als kontinuierliche Entwicklung ablief. Ausnahmekatastrophen unterbrachen den Prozess, gewiss, aber keine war so total wie der Zweite Weltkrieg. Ohne dieses flachendeckende Desaster und die als Regelwerk darauf folgende, an jeden Ort der Welt verpflanzbare Banalmoderne ist nicht zu verstehen, war - um historische Bausubstanz und malerische Altstadte heute so popular sind. „Zu hohes Veranderungstempo ruft nach Ruckversicherung“, schreibt der Architekturkritiker Wolfgang Pehnt. Und das gilt, trotz aller Leistungen, fur den gesamten deutschen Wiederaufbau seit Mitte der funfziger Jahre. Es ist ja wahrlich nicht alles gelungen in jener chaotischen Aufbauzeit nach 1945, als es zunachst ganz einfach darum ging, den Schutt beiseitezuraumen und den Menschen ein Dach uber dem Kopf zu geben. Es musste ja schnell gehen, mehr improvisiert als durchdacht, die Einzigartigkeit der Not in Deutschland lie? uber viele Fehler hinwegsehen. In den Stadten hungerten die Menschen. Wer einen Quadratmeter Krume im Hinterhof besa?, zog dort Gemuse, Kartoffeln oder Tabak. Parks, Tiergarten und Stadien wandelten sich zu landwirtschaftlichen Nutzflachen. Alles, was irgendwie verwertbar war, kam in den Topf. Hei?begehrt waren Rezepte fur Eichelkaffee, Brennnesselpudding, Lowenzahngemuse oder „Nachtkerzenwurzeln in hollandischer Tunke“, deren Zubereitung die Zeitschrift „Frau von heute“ 1947 verriet. Kinder bekamen den Rat, am Abend die Hande auf den Bauch zu pressen, um so ein Sattigungsgefuhl zu simulieren, und zum Volkssport wurde das „Fringsen“, genannt nach dem Kolner Kardinal Josef Frings, der auch die unkonventionelle Beschaffung von Lebensmitteln verteidigte. Von ehemals 16 Millionen Wohnungen existierten 2,5 Millionen nicht mehr, 4 Millionen waren wegen erheblicher Schaden kaum zu nutzen.
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Und noch immer ist dieser Prozess der
permanenten Selbsterneuerung nicht abgeschlossen. Denn 65 Jahre nachdem die Deutschen aus Schutt und Schuld gekrochen sind, 20 Jahre nachdem sie ihre staatliche Einheit erreicht haben, steht auch der Wiederaufbau zur Diskussion, wird das Geleistete in Frage gestellt und in neuer Freiheit uber Gro?stadte als Heimstatten nachgedacht. Fehler sollen korrigiert werden, die dem Tempo und dem Modernisierungswahn geschuldet waren. Ein neues asthetisches Bedurfnis drangt das aus Not geborene Prinzip der reinen Zweckma?igkeit zuruck. Der demografische Wandel – die Alterung der Gesellschaft, die Zuwandererstrome, die drohende Verwaisung man- cher Landstriche im Osten – verlangt nach einem neuen Stadtebau, anderen Wohnformen, mancherorts auch einer ungewohnten „Kultur des Schrumpfens“, wo man es fruher nur mit wachsenden urbanen Zonen und Landschaften zu tun hatte. Und anderswo tun sich Gelegenheiten auf, ganze brachliegende Areale neu zu konzipieren, Stadtviertel vom Rei?brett als neue Wahrzeichen in alte Umgebung zu setzen. Die Planer denken um, der Radika - lismus des Anfangs weicht der Behut - samkeit des Umbaus oder gar der Rekonstruktion. Eine dritte Phase des Aufbaus zeichnet sich ab, und mit ihr keimen, paradoxerweise, Nostalgie und Sehnsucht nach Geschichte, Tradition, Fixpunkten, urbanen Kernen, die im Brei der Metropolen Halt geben und Identitat stiften. Nach Statten der Erinnerung mit Zitaten der Vergangenheit, auch und gerade im fur immer Verschwundenen. Der groteske Streit um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses ist fur diese Ruckorientierung im Neuen genauso ein Beleg wie die Begeisterung uber die wiedererrichtete Dresdner Frauenkirche. Zum kulturellen Wesen des Menschen gehort eben auch die geschichtliche Selbstvergewisserung. Sie kann in hartnackigem Illusionismus versinken und erbarmlich scheitern, wie sich derzeit am Berliner Beispiel des Schlosses zeigt. Sie kann aber auch, wie die spendenfinanzierte Frauenkirche, das strahlende Symbol eines selbstbewussten Burgerstolzes werden.
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Streitkraft aufsteigen konnte – undenkbar
damals, im Fruhling vor 65 Jahren. Bis zu 80 Prozent der historischen Bauten bedeutender Stadte waren ausgeloscht. Berlin, Koln, Dresden, Leipzig, Magdeburg, Hamburg, Kiel, Lubeck, Munster, Munchen, Frankfurt am Main, Wurzburg, Mainz, Nurnberg, Xanten, Worms, Braunschweig, Hannover, Freiburg, Dresden – alles kaputt, eine schier endlose Liste der Verwustung. Karthago im Gro?ma?stab: So etwas war einmalig in der neueren Geschichte, eine Zerstorung ohne Beispiel als Reak - tion auf die nicht minder beispiellose Barbarei der Nazis. So viel Ende war nie. Und doch: So viel Anfang war nie. Auch fur den Wiederaufbau eines ganzen Landes gibt es in der Geschichte kein vergleichbares Beispiel. Auf den Ruckfall in die furchterlichste Vergangenheit folgte die gegenwartigste Gegenwart aller Zeiten. Der gro?te Teil des deutschen Gebaude - bestands ist nach 1948 entstanden. Das hei?t: Die meisten der Bauten, die heute in Ballungsgebieten herumstehen, sind das Werk von ein bis zwei Generationen, die zu einer forcierten Aufholjagd in die Moderne ansetzten. Rund 400 Millionen Kubikmeter Gebaudeschutt waren allein auf dem Gebiet der spateren Bundesrepublik aufgehauft. Man hatte eine zwei Meter dicke, sieben Meter hohe Mauer um Westdeutschland damit ziehen konnen. Architektonisch und stadtebaulich war die Auferstehung nach dem Inferno eine Art Fortsetzung der Kriegszerstorungen mit anderen Mitteln: Weitere 30 Prozent historischer Substanz mussten weichen. Nur scheinbar kehrte, in den achtziger Jahren, in dem zu Wohlstand und Reputation gekommenen Land beschaulichprovinzielle Ruhe ein. Der nachste Fieberschub stand bevor: die Wiedervereinigung und mit ihr die immense Aufgabe, zwar nicht mehr zerstorte, aber oft vollig heruntergekommene Orte und Gegenden wieder herzurichten. Und noch immer ist dieser Prozess der permanenten Selbsterneuerung nicht abgeschlossen. Denn 65 Jahre nachdem die Deutschen aus Schutt und Schuld gekrochen sind, 20 Jahre nachdem sie ihre staatliche Einheit erreicht haben, steht auch der Wiederaufbau zur Diskussion, wird das Geleistete in Frage gestellt und in neuer Freiheit uber Gro?stadte als Heimstatten nachgedacht. Fehler sollen korrigiert werden, die dem Tempo und dem Modernisierungswahn geschuldet waren. Ein neues asthetisches Bedurfnis drangt das aus Not geborene Prinzip der reinen Zweckma?igkeit zuruck. Der demografische Wandel – die Alterung der Gesellschaft, die Zuwandererstrome, die drohende Verwaisung man-
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Viel Vergnugen auf den Trummern des
„Dritten Reichs“. Denn der Fockeberg ist nicht durch Gletscherbewegungen oder Gebirgsauffaltungen entstanden. Hier haben die Leipziger nach dem Krieg den Schutt ihrer zerbombten Stadt abgeladen. Ahnliche Erhebungen gibt es in vielen deutschen Stadten. In Monchengladbach ist es die „Rheydter Hohe“, in Frankfurt am Main der „Monte Scherbelino“ und in Stuttgart der „Grune Heiner“, vor allem bei Modellfliegern beliebt. Die Berliner nannten ihren Haufen aus den Resten zerstorter Hauser, aus Indu - strieanlagen und Kirchen liebevoll „Monte Klamotte“. Mit knapp 115 Metern ist der Teufelsberg die zweithochste Erhebung der Stadt. Von hier aus lauschten im Kalten Krieg US-Militars mit gigantischen Abhorschusseln in den Osten. Inzwischen haben Mountainbiker, Gleitschirmflieger und Snowboarder den Hugel erobert. Sogar der Deutsche Alpenverein betreibt hier einen Kletterfelsen „Berlin ist der gro?te Trummerhaufen der Welt“, sagte der US-Stadtkommandant Frank Howley nach der deutschen Kapitulation. Die Einwohner hatten schon in den letzten Kriegsmonaten ihre zerstorte Stadt sarkastisch in „Reichstrummerfeld“ umbenannt. Es war umgeben von einem Staat, der ebenso in Trummern lag, moralisch, wirtschaftlich und politisch. Die Bombentrichter und die Hauser - skelette, die uberall emporragten wie abgebrochene schwarze Zahnreihen, waren das schreckliche Symbol einer ruinierten Kulturnation. Schutt und Schuld, ein aschfahles Never-come-back-Land – das war Deutschland im Jahre null. Dass dieses Trummergebilde sich innerhalb weniger Jahrzehnte wieder in „bluhende Landschaften“ verwandeln wurde, dass es anerkannter Partner in einem geeinten Europa werden sollte, zum Sehnsuchtsland fur Millionen Einwanderer und zur Exportweltmacht mit eigener Zerstortes Hamburg um 1945 „Dieses Werk wird Segen wirken“
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„Mit blo?en Handen haben wir
Stahltrager, Balken und Steine aus den Gerollbergen gezogen.“ Auerstanden aus Ruinen Vor 65 Jahren lagen Deutschlands Stadte in Trummern. Mit einem beispiellosen Kraftakt gelang es, das im Krieg verwustete Land wieder aufzubauen. Doch die Ergebnisse des hastigen Neubeginns sto?en zunehmend auf Kritik. Die Sehnsucht nach verlorenen Werten wachst. Eine kuriose Prozession bewegte sich am ersten Mai-Wochenende den Leipziger Fockeberg hinauf: Die Teilnehmer schoben eigenartige Fahrkonstruktionen vor sich her, in denen sie spater den 153 Meter hohen Hugel hinab - sausen wollten. Es galt, den „19. Prix de Tacot“ auszutragen, und wie jedes Jahr jubelten Tausende Zuschauer den mutigen Teams in ihren waghalsigen Seifenkisten zu. Disziplinen gab es mehrere sowie spezielle Ehrungen, etwa den „,Lang lebe Juri Gagarin‘-Sonderpreis fur Lassigkeit beim Passieren der Radarfalle“, der in diesem Jahr an das Team „Herrenabend“ ging. Gesehen wurde auch ein rollender Biergartenschirm. Jeder, der 5000 Quadratmeter Grund erwarb, durfte darauf ein Hochhaus setzen.
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