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  #11  
Старый 30.12.2010, 03:44
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Um 1935 wurde Erwin Piscator als neuer Theaterleiter berufen, der sich vor allem durch sein Engagement fur die aus dem nationalensozialistischen Deutschland emigrierten Schauspieler auszeichnete, aber die Kultur- und Kunstinteressen der Wolgadeutschen um einiges vernachlassigte. Nach Piscator sollte das Theater in Engels auf hohem Niveau „als wahrer und Fortsetzer des gro?en deutschen Kulturwertes“ dienen, „Vergangenheit und Gegenwart des wolgadeutschen Volkes“ darstellen und insbesondere antifaschistische und sozialistische Stucke auffuhren. Er bevorzugte fur sein Projekt deutsche Emigranten, denn das Niveau der meisten wolgadeutschen Schauspieler war seiner Einschatzung nach zu niedrig.
Diese Situation fuhrte zu einem schmerzhaften Konflikt, der auf dem Gegensatz von westlichen Fachleuten und russlanddeutschen Bauern, die mit einer fur sie fremden Welt in Beruhrung kamen, beruhte. „Die Emigranten neigten zu Geringschatzung, was die Minderwertigkeitskomplexe der Russlanddeutschen verstarkte und ihre Initiative erstickte“, ist bei Gerd Stricker nachzulesen.
Andererseits schien die Sowjetfuhrung ganz wenig die Kontakte zwischen den Emigranten und der russlanddeutschen Bevolkerung zu schatzen, 1937 wurde dies noch offensichtlicher. Der Druck sowohl auf die eigenstandige deutsche Kultur und die russlanddeutschen Kunstler als auch auf die Emigranten nahm zu. Piscator entging der Verhaftung nur dadurch, dass er von einer Auslandsreise nicht in die Sowjetunion zuruckkehrte.
Seinem Nachfolger Bernhardt Reich (danach Curt Trepte), der 1926 in die Sowjetunion emigriert war, gelang es 1936 noch die erste Shakespeare-Auffuhrung vor wolgadeutschem Publikum zu zeigen. Ende der drei?iger Jahre machte das Theater noch eine Gastspielreise nach Moskau. In einer soliden Fachschrift konnte man danach eine ausfuhrliche Rezension einer prominenten *Kunstkritikerin uber das Theater nachlesen. Es wurden die Erfolge des Theaters hervorgehoben und einigen Darstellern wurde betrachtliches Lob gespendet. Zuletzt wurden die „Rauber" von *Friedrich Schiller aufgefuhrt. Mit der Auflosung der ASSRdW nach dem Erlass vom 28. August 1941 musste auch das Deutsche Staatstheater seine Tatigkeit einstellen.
Zusammengefasst von Nina Paulsen
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  #12  
Старый 30.12.2010, 03:45
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Die Repertoirefrage gehorte zu den gro?ten Schwierigkeiten des Theaters. Gespielt wurden Stucke von Schiller, Lessing, Shakespeare und den russischen Klassikern und zeitgenossischen Autoren. Jedenfalls sollte ein deutsches Theater deutsche Buhnenwerke auffuhren. Aber woher sie nehmen? In Deutschland herrschte damals der Faschismus und alles, was aus Deutschland kam, wurde misstrauisch behandelt und verworfen. Es ist bezeichnend, dass kein einziges Drama von Gerhart Hauptmann im Engelser Theater eine Auffuhrung erlebte. Im Jahre 1934 fuhrte das Theater das Drama „Die Schafsquelle" von Lope de Vega auf. Anlasslich dieser Vorstellung besuchte Dr. Friedrich Wolf, der die Ubersetzung korrigierte und ausbesserte, oft das Theater. Er zeigte ein gro?es Verstandnis fur den Repertoirenotstand und meinte: „Ja hier farbt der Faschismus ab."
Zu den erfolgreichsten *Darbietungen gehorte wohl das Drama von Klabund „Der Kreidekreis". Es war jedenfalls das einzige Buhnenwerk, dem die Presse und die Theaterkritiker ausfuhrliche Rezensionen widmeten. Zum ersten Mal wurden die Auffuhrung als Ganzes und auch das Spiel einzelner Darsteller fachkundig eingeschatzt. Es herrschte die einmutige Meinung, dass das Theater diesen Erfolg in erster Linie dem talentvollen Spiel von L. Tonska zu verdanken hatte.
Zum Repertoire des Theaters in Engels gehorten weiterhin das Drama ,,Urieel Acosta" von Karl Gutzkow, das satirische Stuck ,,Pater Wutzkis Hollenfahrt" von Andreas Saks und andere. Andreas Saks trat in den 30-er Jahren als Dramatiker an die Offentlichkeit. Woldemar Ekkert schreibt im Vorwort zur dreibandigen Anthologie der sowjetdeutschen Literatur daruber: „Das gegrundete deutsche Staatstheater in Engels brauchte ein zeitgenossisches Repertoire. ‚Die Quellen sprudeln’ von Kufeld und Saks... war das erste sowjetdeutsche Buhnenstuck, das 1932-1933 im Deutschen Staatstheater zur Auffuhrung gelangte. Das nachste Buhnenstuck von Andreas Saks war ‚Pater Wutzkis Hollenfahrt’, eine Satire auf Kulakentum und Geistlichkeit im deutschen Dorf. Dann folgten: ‚Fritz wird ein Held’, ein Marchen mit Tanzen und Liedern, vertont von G. Schmieder; ‚Franz Kraft’ - ein Festspiel zur 15.Jahresfeier der Autonomie, geschichtliche Chronik von 1763 bis 1933. 1940 kam noch *‚Die misslungene Maskerade’ uber den Anschluss der Westukraine an die Sowjetunion hinzu... Das letzte von Saks in der Vorkriegszeit verfasste Buhnenstuck ist das Trauerspiel ‚Der eigene Herd’; die Folgen der Stolypinreform in den deutschen Wolgadorfern". Das Stuck "Der eigene Herd" erlebte 1940 seine Premiere am Akademischen Staatstheater Engels.
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Старый 30.12.2010, 03:46
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eutsches Staatstheater in Engels Im April 1931 wurde auf Regierungsbeschluss der Sowjetunion das Deutsche Staatstheater in Engels gegrundet. Das Ensemble setzte sich aus jungen Wolgadeutschen zusammen, die zuvor schon als Laienspieler in den Kolchos-Sowchos-Theatern in Erscheinung getreten waren. Der Werdegang des Theaters war trotz staatlicher Unterstutzung alles andere als leicht. Es mangelte vordergrundig an Fachkraften fur das junge Theater. Der Schauspielkern bestand aus einer Gruppe von Enthusiasten wie L. Glaser, R. Kling, R. Faller, N, Baumann, L. Leopold. Ph. Brausemann, M. Winschu, H. Jorsch, Maria Henning u.a. Jedoch keiner dieser Enthusiasten hatte eine systematische Berufsausbildung genossen (nur einige von ihnen hatten einen kurzfristigen Lehrgang absolviert). Auch der Umstand, dass nicht alle jungen Schauspieler ausreichende Kenntnisse der deutschen Hochsprache (Buhnendeutsch) mitbrachten, erschwerte die ersten Schritte des Theaters.
Einige Jahre hindurch wirkte am Deutschen Staatstheater eine Reihe von Schauspielern aus Deutschland, darunter R. Nels, K. Weidner, H. Prigan, L. Tonska, U. Wimmler, um nur einige zu nennen. Sie sprachen zwar ein perfektes Deutsch, aber auch ihre Bemuhungen waren nicht von Erfolg gekront. Der Unterschied zwischen der Mundart und dem Hochdeutsch wurde dadurch noch empfindlicher. Viele von diesen Schauspielern kehrten auch bald wieder in ihre Heimat zuruck.
Vor dem Regisseur Leo Barbier, der bis dahin als Schauspieler und Regisseur an russischen Theatern gewirkt hatte und die deutsche Sprache gut beherrschte, stand die Riesenaufgabe, ein deutsches Theater aufzubauen. Nach zahlreichen muhevollen Proben eroffnete das Theater seine erste *Spielzeit mit Schillers Drama „Wilhelm Tell", an der das Schauspielteam mit gro?ter Sorgfalt gearbeitet hatte. Um so enttauschter waren die Schauspieler, als die Resonanz in der Presse – eine kulturpolitische Anerkennung des jungen Theaters - vollig ausblieb. Die Gleichgultigkeit der Presse in den ersten Jahren spitzte die Schwierigkeiten des jungen Theaters noch mehr zu.
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  #14  
Старый 30.12.2010, 03:47
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Russlanddeutsche Theaterkunst zwischen der Wolga und dem Rhein *
Streiflichter aus der Geschichte des russlanddeutschen Theaters in Russland, der Sowjetunion und Deutschland

Vorlaufer eines deutschen Theaters in Russland lassen sich bis in das 17. Jahrhundert zuruckverfolgen. Das erste deutsche Theater in Russland wurde im Auftrag des Zaren Alexej Michailowitsch organisiert: Der Pastor Gregori lud Akteure ein und fuhrte ein eigenes Stuck auf, dessen Premiere am 17. Oktober 1672 stattfand. Auch unter Peter I. gab es niveauvolle Liebhaberbuhnen. Deutsche Theater spielten erfolgreich in Sankt -Petersburg und Moskau. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es deutsche Theater in Moskau und Sankt Petersburg (Russland), in Reval und Riga (Baltikum). Ihnen war aber gemeinsam, dass sie von Personen getragen wurden, die sich nicht als Angehorige der deutschen Minderheit in Russland verstanden und sich auch nicht konkret an diese Minderheit wandten.
Im 20. Jahrhundert war die Zwischenkriegszeit in den 20-30-er Jahren eine fruchtbare Phase fur Theaterexperimente. Mit der Herstellung der administrativen und kulturellen Autonomie an der Wolga (1924) - der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der sowjetdeutschen (ASSRdW) – wurde 1931 in Engels, der Hauptstadt der ASSRdW, das Akademische Deutsche Staatstheater gegrundet. Um dieselbe Zeit erfolgt die Grundung eines staatlichen Kindertheaters. Auch in Marxstadt und Balzer an der Wolga entstanden 1935 Wandertheater bzw. Kolchos-Sowchos-Theater. In Moskau grundeten deutsche Emigranten 1934 die *"Kolonne Links" (1941 ebenfalls aufgelost). In der Ukraine wurden 1933 ein deutsches Arbeiter- und Bauerntheater in Odessa und 1934 ein Deutschs Gebietstheater in Dnepropetrowsk aus der Taufe gehoben. Somit gab es 1935 in der ehemaligen Sowjetunion vor dem Zweiten Weltkrieg funf deutsche Theater. In allen Gebieten, wo deutsche Kolonisten leben, spielen zahlreiche Volkskunstensembles.
Keinem einzigen Theater gelang es, den stalinistischen Repressalien zu ent­rinnen. Mit dem Beginn des deutsch-sowjetisches Krieges 1941 wurden auch die deutschen Theater geschlossen und ihre Schauspieler nach Sibirien, *Kasachstan, Mittelasien oder ins Uralgebiet deportiert und danach in die Trudarmee einberufen. Aber auch dort, in Lagern und Verbannungsorten, schufen sie Orchester, Chore und Hobbytheater.
Verfolgt man die Entwicklungsgeschichten der deutschen Theater der Vorkriegszeit in der Sowjetunion, spurt man immer wieder Parallele mit den Entwicklungen und Befindlichkeiten der 80-er und 90-er Jahre der Nachkriegszeit auf. Nach einem kurzen Einblick in die Entwicklungsgeschichten der deutschen Theater in Engels und Odessa, stehen anschlie?end vor allem das Deutsche Theater Temirtau/Alma-Ata und das Deutsche Kaliningrad im Mittelpunkt, deren Schauspieler auch in Deutschland enthusiastisch und engagiert ihrer Leidenschaft fronen, sei es in Niederstatten, Munster, Dresden, Munchen oder Warendorf.
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Старый 04.01.2011, 06:44
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Rose *Steinmark
Theater *- *ein Ort, wo man sterben lernt...
Streiflichter aus der Geschichte des Deutschen Schauspieltheaters Temirtau/Alma-Ata 1980 - 1992
Erst nach uber 40 Jahren konnte in der kasachischen Stadt Temirtau das erste deutsche Nachkriegstheater aufgebaut werden. Das Theater wurde am 26. Dezember 1980 auf Beschluss des ZK der KP Kasachstans und des Ministerrates der Kasachischen SSR eroffnet. Kasachstan wurde nicht zufallig als Standort des deutschen Theaters gewahlt. Zu dieser Zeit lebten in der Republik fast eine Million Russlanddeutsche. Fur Hunderttausende Russlanddeutsche, zerstreut in der ganzen Sowjetunion, bedeutete ein deutsches Nationaltheater das Erwachen des nationalen Selbstbewusstseins und die Ruckkehr zu ihren Wurzeln.
In der Kleinstadt Temirtau in Zentralkasachstan sollte das Zuhause der jungen Schauspieler entstehen, so war es von der damaligen Regierung und den ortlichen Behorden bestimmt worden. In einem leerstehenden Gebaude, einem noch im zweiten Weltkrieg erbauten Klubhaus, wurde das Deutschen Theater untergebracht. Die Schauspieler waren jedenfalls uberzeugt, dass Temirtau *fur sie nur die Anfangsstufe sein wird.
Das politische Klima gegenuber den Russlanddeutschen in der Sowjetunion wurde derzeit immer warmer. Muttersprachlicher Deutschunterricht in Schulen, Abteilungen fur Heranbildung von Deutschlehrern an Hochschulen, Zeitungen, Rundfunksendungen - davon hatten die Russlanddeutschen lange uberhaupt nicht traumen durfen. Und nun kamen das deutsche Theater und nach einem Jahr auch der Literaturalmanach „Heimatliche Weiten“ hinzu. Das junge Team schaute mit Zuversicht in die Zukunft: Es brachte Lebenslust und Ausdauer, Kraft und Willen, Ideen und Zielstrebigkeit mit.
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  #16  
Старый 04.01.2011, 21:00
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Schauspielerteam: Studium an der Schtschepkin-Theaterschule In Verwirklichung des Beschlusses uber die Bildung eines nationalen deutschen Theaters in der UdSSR sind im Sommer 1975 ca. 36 russlanddeutsche Jungen und Madchen (darunter Richard Burbach, Ella Hartwig, Woldemar Bolz, *Maria Albert, Irene Langemann, Katharina Schmeer, Peter Warkentin, David Schwarzkopf, Lydia Gross, *Lydia Wagner, Jakob Kohn, Heinrich Knaub, Johann Kneib, Katharina Rie?ling, Woldemar Hoppe, Woldemar Eck, Peter Zacharias, Rosa Treiberg, Ella Kauz, Eugen Urich, Anatolij Heidel, Viktor Brestel, Lydia Brestel, *Georg Nonnemacher, Alexander Hahn, Katharina Schneider, Irene Tokar, Maria Bergen, Alexander Thomas, Alexander Anschitz, Robert Schliedenhardt, Woldemar Hooge, Peter Kalaschnikow, Leo Himmel, Andreas Probst, Eduard Isaak) in die Moskauer Schtschepkin-Theaterschule bei Maly Theater aufgenommen worden.
Die Studenten beherrschten kaum Hochdeutsch, mussten aber in vier Jahren das Buhnendeutsch erlernen. Deshalb wurde das ganze Lehrprogramm buchstablich uber den Haufen geworfen und Deutsch vorerst zum Hauptfach erklart. Funfmal pro Woche arbeiteten zwei eigens zu diesem Zweck eingestellte Deutschlehrer daran. Der intensive Deutschunterricht war zwar eine zusatzliche Belastung fur den ganzen Lehrprozess, aber die Frage stand ja nicht anders als: Wer es nicht schafft, muss auf seine Schauspielerlaufbahn verzichten. Au?er der allgemeinbildenden Disziplinen standen im Studienprogramm die Geschichte der *vater- und auslandischen Theater, Musik, Kostume, Plastik und Tanz, Fechten und szenische Bewegung, Technik der Schminke, technische Ausstattung der Buhne, Schauspielkunst und Sprechkultur. *
Fur die Abschlussprufung wurde das Stuck des russlanddeutschen Schriftstellers Alexander Reimgen mit dem symbolhaften Titel "Die Ersten" gewahlt: Das Stuck hatte genugend Rollen fur alle Absolventen und entsprach dem Geist der Breschnew-Zeit. Die *Ersten waren auch die jungen Schauspieler des neugegrundeten Theaters. Mit dieser Auffuhrung begann die Geschichte des Deutschen Theaters in der kasachischen Steppe. Zum ersten Mal durfte man in der Offentlichkeit uber die Deutschen, die sich auch wie alle anderen Volker an allen „gro?en Taten" der sowjetischen Regierung beteiligten; zum ersten Mal durften deutsche Namen in der Offentlichkeit klingen.
Da die Zeitungsvariante fur die Buhne nicht geeignet war, wurde aus dem fernen Dshetyssai, wo die Helden des Stuckes - die Bezwinger der Hungersteppe, lebten und arbeiteten, der Autor Alexander Reimgen nach Moskau bestellt.
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  #17  
Старый 04.01.2011, 21:01
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Nach einem Monat anstrengender Arbeit des gesamten Teams war die Buhnenvariante fertig. In die Handlung wurden sogar noch einige Auszuge aus "Malaja Semlja", dem „beruhmten Werk" des ehemaligen Generalsekretars der KPdSU Breschnew integriert. Der Autor selbst ware auf diese Idee nie gekommen, denn er hatte in seinem Leben viel zu viel unter diesem Regime gelitten, um es noch von der Buhne zu bejubeln. Auch die Schauspieler waren von dieser Idee nicht begeistert und hatten diese "Auszuge" lieber sofort aus dem Drehbuch gestrichen, aber im Kulturministerium bestand man darauf: Dadurch wurde das Thema aktueller und moderner klingen.
Ein halbes Jahr arbeiteten die Diplomschauspieler des ersten Studios mit den Padagogen und Dozenten sowie mit dem Autor an der Vorbereitung der Auffuhrung. Jeder wusste, dass es sich dabei nicht um ein fur die Schule gedachtes Schauspiel, sondern um eine Inszenierung, die spater auf dem Spielplan des Theaters stehen wird, handelte.
Eine weitere Diplomarbeit der angehenden Schauspieler war das Trauerspiel "Emilia Galotti" von Gotthold Ephraim Lessing. Zur Premiere in der Filiale des Maly Theaters hatten sich im Saal Lehrer und Studenten aus der Maurice-Thorez-Hochschule und der Fremdsprachenfakultaten anderer Moskauer Hochschulen wie auch viele andere Freunde der deutschen Sprache eingefunden. Auch viele Zuschauer in Kasachstan konnten das Trauerspiel noch im Sommer wahrend des Gastspiels des Studios erleben.
Auch „Die Schneekonigin", ein Marchen von Eugen Schwarz und die dritte Diplomarbeit der Studenten des ersten Studios, stand auf dem Programm der ersten Spielzeit des Deutschen Theaters. Es handelte sich um eine Kindervorstellung, die zum ersten Mal im Dialekt gespielt wurde: Nur die Bosewichte - der Herr Kommerzienrat (Peter Zacharias) und die Schneekonigin (Irene Tokar) - fuhrten das hochdeutsche Wort.
1983 wurde ein zweites deutsches Theaterstudio ins Leben gerufen. Dem Deutschen Dramentheater in Temirtau fehlte es an schauspielerischem Nachwuchs. Es war sehr wichtig, dass auch das zweite Studio bei der Schtschepkin-Theaterschule ausgebildet wurde, denn dadurch waren die Kontinuitat in der Ausbildung von Schauspielern fur das Deutsche Theater Temirtau und ein hohes Unterrichtsniveau gesichert. Die Schtschepkin-Theaterschule zahlt zu einer der altesten Lehranstalten solcher Art.
Die zweite Gruppe – 25 Madchen und Jungen zu Beginn des ersten Studienjahres - kam aus verschiedenen Gegenden der Altairegion und Kasachstans, darunter Viktoria Grafenstein, Nikolaus Riesche, Valentina Ginnerhardt, Andreas Schwarzkopf, Heinrich Lein, Eduard Neuberger, David Winkenstern, Alexander Backer, Alexander Klassen, Helena Haak, Maria Maxstadt, Lydia Rebensdorf, Nelly Klockner, Alexander Hessel, Viktor Pretzer, Pauline Paal, Eduard Neuberger, Eduard Zieske, Lilli Hense, Lilli Rose, Viktor Justus, Lilli Schimpf, W. Hammerschmidt.
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  #18  
Старый 07.01.2011, 23:55
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Eroffnungsfeier im Dezember 1980
1980 eroffneten 30 Absolventen der Schtschepkin-Theaterschule das Deutsche Dramentheater in Temirtau. Bis Dezember 1980 *gab es in Kasachstan 49 Buhnen, auf denen in Russisch, Kasachisch, Uigurisch oder Koreanisch gespielt wurde; und jetzt, kurz vor der Jahreswende, gesellte sich die funfzigste Buhne dazu, diesmal eine deutsche. Bei der Renovierung des Theatergebaudes mussten die Schauspieler selbst kraftig mit anpacken. Nachtelang sa? man uber Projekten, die das Theater eines Tages beruhmt machen sollten. *
Zur Eroffnungsfeier trafen Schriftsteller, Journalisten und zahlreiche Freunde ein - sie gehorten zu den ersten dankbaren Zuschauern des Theaters. Ein Gru?schreiben von Demitschew, Kandidat des Politburos des ZK der KPdSU und Kulturminister der UdSSR, wurde verlesen. Sheksembek Jerkimbekow, Kulturminister der Kasachischen SSR, betonte in seiner Ansprache: „Im kulturellen Leben Kasachstans ist ein Ereignis von gro?er Tragweite eingetreten: Kurz vor dem XXVI. der KPdSU und dem XV. Parteitag der KP Kasachstans nimmt ein neues interessantes nationales Kollektiv seine Tatigkeit auf. Die Grundung des Deutschen Theaters wird fur die internationalistische Erziehung der sowjetischen Menschen von bedeutendem Einfluss sein" - wie die Zeiten, so die Reden!
Auch Michail Nowochishin, Rektor der Schtschepkin-Theaterschule sprach zu seinen einstigen Studenten: „Euch steht der Start zum selbstandigen Flug bevor. Wie er sich gestaltet, hangt von euch selbst ab. Wir, eure Lehrer, werden diesen euren Flug aufmerksam verfolgen. Und noch etwas: Hutet euer Theater und vergesst nie: Die Arbeit eines Schauspielers - das ist Mut und nochmals Mut!“ Im Laufe der Jahre konnten sich sowohl die Padagogen als auch die Zuschauer vielmals uberzeugen, dass das Deutsche Theater und seine Schauspieler viel Mut besa?en, ohne Mut hatten sie nie erreichen konnen, was erreicht wurde.
Nach den Reden flammten die Rampenlichter des neuen Deutschen Theaters auf, der Vorhang ging hoch und das junge *Ensemble eroffnete seine erste Spielzeit. Die ersten Zuschauer des Theaters, die den Saal bis auf den letzten Platz gefullt hatten (wie schade, dass er nur 400 Platze hatte!), tauchten in das gro?e Theatergeheimnis *ein - zusammen mit den Helden in Alexander Reimgens "Die Ersten" teilten sie die Strapazen der ersten Monate auf dem Neuland.
Andreas Kramer, der an der Eroffnungsfeier teilnahm, schrieb spater in einem „Rote Fahne“-Bericht: „Die Eroffnung des Deutschen Theaters ist ein gro?es Ereignis nicht nur fur Karaganda, nicht nur fur die Bevolkerung Kasachstans. Die Sowjetdeutschen der Region Altai warteten nicht weniger auf den Tag der Geburt des neuen Theaters... Es ist sehr erfreulich, dass man das Theaterleben *mit dem Stuck eines sowjetdeutschen Dramatikers, unseres geehrten Alexander Reimgen, begonnen hat...“
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  #19  
Старый 13.01.2011, 05:30
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Радиопередача о Немецком театре
''16 Johr in Deitschland''
Integration in der neuen Heimat
In der kasachischen Steppe spielten sie als Deutsche unter Russen, spielten Durrenmatt und die Klassiker. Dann kollabierte die Sowjetunion, die Russlanddeutschen zogen nach Deutschland, und die 36 SchauspielerInnen des Deutschen Theaters Alma Ata zogen mit ihnen.

Sieben landeten in Niederstetten. Zwei sind heute noch dort, als Russen unter Deutschen. Nun spielen sie Stucke, in denen es oft um eines geht: Ist Heimat das, was wir Russlanddeutsche zurucklie?en? Oder doch das ersehnte "Vaterland" Deutschland, das uns gar nicht mit offenen Armen empfing? Und vor allem: Wie konnen wir uns hier heimisch machen?
Manuskript zur Sendung als PDF-Dokument oder im barrierefreien Textformat


***********.dradio.de/dkultur/sendungen/laenderreport/1359679/
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  #20  
Старый 23.01.2011, 00:18
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Russland-Deutsches Theater Niederstetten
Im November 1993 kam das Schauspielerehepaar Viktoria Grafenstein und David Winkenstern vom ehemaligen Deutschen Theater Alma-Ata (Kasachstan) nach Niederstetten. Die Stadt Niederstetten konnte den Kunstlern Ubungsmoglichkeiten im Amtshaus Oberstetten anbieten; im Mai '94 spielten sie zu der Eroffnung des neuen Kulturgebaudes der Stadt - KULT (Kultur- und Literatur-Treff) - Heines „Deutschland. Ein Wintermarchen".
Einige Kollegen aus Alma-Ata kamen in den folgenden Monaten ebenfalls nach Niederstetten: Eduard Ziske, Lilia Henze, Alexander Klassen, Maria und Peter Warkentin. Im November 1995 gewahrte das Bundesministerium des Inneren dem Russland-Deutschen Theater Niederstetten eine Starthilfe zum Aufbau eines Gastspieltheaters mit Sitz in Niederstetten.
Neben Heines „Deutschland. Ein Wintermarchen“ entstanden: „Kikerikiste“, ein Kinderstuck nach Paul Maar, „Emigranten“ nach Slawomir Mrozek, Tschechows Schwanke „Der Heiratsantrag“, „Der Bar“ und „Das Jubilaum“; 1996 die erste gro?e Eigenproduktion: „Landsleute“ nach Erzahlungen von Wassili Schukschin. Ende der 90er Jahre zogen die meisten Schauspieler des Theaters weiter; seither besteht das Ensemble aus Maria und Peter Warkentin.

Mehr: Rudet.de
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