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Освещение прежде запрещенных темы Tabu-Themen werden durchbrochen
Als Mitte 1986 in Moskau der Sowjetische Kulturfonds gegrundet und dessen Statut in der Zentralzeitung „Sowetskaja kultura“ veroffentlicht wurde, verfassten Alexej Miller und Viktor Krieger am 10.Oktober 1986 einen Brief an die Zentralstelle des Kulturfonds und an die Redaktion (Kopie im Archiv der RF/ZfD). Sie schlugen vor, die Aufbewahrung und Entwicklung des Kulturguts aller Nationen, Volkerschaften und Nationalitatengruppen des Landes zum Hauptziel des Fonds zu erklaren. Um die Wichtigkeit ihres Vorschlags zu beweisen, schilderten siedle Geschichte und Kultur der Deutschen in der UdSSR und begrundeten die Notwendigkeit eines Museums der UdSSR-Deutschen. Aus dem Kulturfonds bekamen die Autoren uberhaupt keine Antwort, aus der Redaktion der Zeitung „Sowetskaja kultura“ nur einen kurzen Dankesbrief vom 11.11.1986. Am 24.03.87 schrieb Viktor Krieger noch einen acht Seiten starken Brief an die Redaktion der „Sowetskaja kultura“, in welchem er erneut versuchte, die Redaktion auf aktuelle kulturelle und nationale Probleme aufmerksam zu machen (Kopie im Archiv der RF/ ZfD). Auch dieser Brief wurde nicht veroffentlicht. Die Kopien der Briefe vom 10.Oktober 1986 und 24.Marz 1987 wurden auch an die Redaktion der „Roten Fahne“ geschickt, von den Mitarbeitern gelesen und diskutiert, aber trotzdem nicht veroffentlicht. Сегодня 11:01
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#102
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Тема депортации - первые публикации о том, о чем молчали десятилетиями...
Anfang 1988 wendete sich -zunachst noch sehr zogerlich - auch die deutschsprachige Presse in der Provinzden nationalen Problemen zu: So sprach die „RoteFahne“ mit der Veroffentlichung von Auszugen aus dem Roman „Der letzte Grabhugel“ von Victor Klein dasThema der Deportation der Wolgadeutschen im Jahre 1941 an (RF, Nr.2,1988; Nr.3, 1988). Diese Publikation wurdenach vielen Bitten der Leser Ende desselben Jahres wiederholt.Im Vorspann zum Romanauszug zitierte Woldemar Spaarzum ersten Mal in der „Roten Fahne“ den Erlass desPrasidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 29.August 1964. Dies bedeutete fur die RF-Leser eine Uberraschung, weildieser Erlass vielen von ihnen unbekannt war. Der Auszug aus dem Roman, der 1960 geschrieben war, fuhrteden Lesern in literarischer Form die Zwangsaussiedlung eines WolgadeutschenDorfes vor Augen. Der Hauptheld des Romans. Andreas Kinzel.erinnert sich an den 1.Weltkrieg und den Burgerkrieg,an die Errichtung der Sowjetmachtund der Kolchosen an der Wolga... Er kannnicht begreifen, wo die Schuld der Wolgadeutschenliegt, warum sie jetzt , anno1941, ausgesiedelt werden. Kinzel stirbt, als der Pferdezug mit den Einwohnerndas Heimatdorf verlasst. Er wird in der Wermutsteppe begraben. Am selben Tagkommt ein Kind zur Welt, ein Enkel von Andreas Kinzel. Die Eltern wollen denNeugeborenen zu Ehren des Verstorbenen „Andreas“ nennen. Aber der Beamte imersten russischen Dorf registriert den Neugeborenen schon als Andrej. So begann die Deportation - so begann die Assimilation.
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#103
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Er kannnicht begreifen, wo die Schuld der Wolgadeutschenliegt, warum sie jetzt , anno1941, ausgesiedelt werden....
Das kann keiner von UNS begreifen, aber fur damalige russische Regierund reichte es schon, dass wir Deutsche("Nemzi) von der Nationalitat waren. Das wir schon alle da geboren sind, spielte absolut keine Rolle... Ich habe damit naturlich jetzt "keine Amerika" entdeckt, habe blo? auf diesen Satz reagiert*-)
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Тимур Турсунов - Музраббеков -Маринович :-) мне не понятны твои посещения в гости !! |
#104
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Nach einigen Wochen wurden die ersten Leserstimmen zu ViktorKleins Romanauszug „Der letzte Grabhugel“veroffentlicht (RF, Nr.10,1989):
Boris Penneraus Protasowo, Altairegion: „Ja, kaum jemand hat diesen Romanauszug mit kaltem Herzen gelesen...Besonders hart angegriffen hat er diejenigen, die die Aussiedlung miterlebthaben... Ja, es ware hochste Zeit. die WahrheitOber das sowjetdeutsche Volk ans Tageslicht zu bringeh.“ Robert Stoll aus Zellnograd: „Die Veroffentlichung des Romanauszuges von V.Klein war fur mich und meine Familieeine gro?e Uberraschung. Ein prachtvolles Kunstwerk, das die Tragodie der Wolgadeutschen nach Kriegsbeginnwahrheitsgetreu widerspiegelt.“ Alexander Quindt aus dem GebietAktubinsk: „...Welcher Patriotismus fur die Sache von Lenins Partei unddes Sowjetstaates herrechte damals (Vor dem Krieg- J. Sch.) in , unserem Heimatdorf! Und auf einmal der Erla? vom 28. August 1941... Niemand wollte es wahrhaben, aber esgeschah so, wie es in Kleins Stuck geschildert wird...“
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#105
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Wenngleich in der Redaktion Tagfur Tag mehrere Briefe mit Lesermeinungen uber aktuelle nationale Problemeeintrafen, wurden sie selten veroffentlicht. Es schien, dass die „Rote Fahne“auch weiterhin die Tabu-Probleme zaghaft behandeln und die Begriffe wie „Wolgarepublik“ und „Autonomie“ vermeiden wollte. Umden Lesern mehr Informationen aus der Geschichte der Deutschen in Sibirien mitzuteilen, fand der Verfasser einen Vorwand- er schrieb einen Bericht zum 70.Jahrestag des leninschen Dekrets „Uber die Trennung der Kirche vomStaat und der Schule von der Kirche“ unter dem Titel „Auf dem Weg der Wende“ (RF,Nr.11,1988).
Nebst den kurzen Informationen uber den antireligiosen Kampfder Sowjetmacht (Nach tendenziosen Quellen geschildert) berichtete er uber dieExistenz von 11 deutschen Rayons und 553 deutschenDorfsowjets sowie der Autonomen Republik der Wolgadeutschen in den 30er Jahren.
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#106
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Zur selben Zeit trafen in der Redaktion immer mehrLeserbriefe ein, die den Romanauszug „Der letzteGrabhugel“ und den Bericht „Auf dem Weg der Wende“ betrafen,und in der „Roten Fahne“ nur in Ausnahmefallengedruckt wurden. Die Lesermeinungen bewirkten auchpositive Veranderungen in der Frage: Was und wie uber die Autonomie oder anderenationale Probleme publizieren. Am 23.Marz 1988 erschien in der „Roten Fahne“der Brief von ElisabethNefeld aus Zelinograd:„Obzwar die Begriffe ‚Umgestaltung’ und ‚Glasnost’heutzutage in aller Munde sind, bezweifle ich es, ob die Journalisten des‚Fahnchens’ den Mut aufbringen, meinen Brief in der Zeitung zu veroffentlichen“(RF, Nr. 24, 1988). Sie hatte den Auftritt des Generalsekretars des ZK derKPdSU, Michail Gorbatschow auf dem Februar-Plenum (1988) verfolgt und war zum Entschluss gekommen, dass in derSowjetunion in Fragen der Nationalitatenpolitik bei weitem nicht alle Problemegelost worden sind. „Nun bringe ich wie Tausende Sowjetburger deutscherNationalitat meinen sehnlichsten Wunsch zum Ausdruck, dass in Balde auch dieFrage der Wiederherstellung der Autonomie der Sowjetdeutschen positiv geregeltwird“, so Elisabeth Neufeld.
Mit der Veroffentlichung dieses Leserbriefes wurdeauch in der „Roten Fahne“ das letzte Tabu-Thema, die Forderung derUdSSR-Deutschen, ihre Autonomie wiederherzustellen, durchbrochen.
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#107
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Газета «Роте Фане»становится рупором национальной идентичности немецкого населения Алтайскогокрая – резонанс многих публикаций достигает и другие регионы страны
„Rote Fahne“ fordert die Autonomiebewegung Nach und nach kamen auch in der „Roten Fahne“ immer ofteroffene Stellungnahmen zum deutschen Problem zum Aufdruck.In einer Leserbrief-Ubersicht der Briefabteilungdes Blattes wurde resumiert (RF, Nr.64, 1988), dass die Beitrage „Keinunlosbares Problem“ von Johann Kronewald, „DieWurzeln der Freundschaft“ von Viktor Krieger,„Seit wann leben die Deutschen im Altai“ von Lew Malinowski,sowie die literarischen Werke wie „Der letzteGrabhugel“ von Viktor Klein, „Um Mitternacht klopfte es an der Tur“ von Georg Haffner, „Die schwarze Lokomotive“ von Maria Malsam, einen breitenWiderhall bei den RF-Lesernfanden. So schrieb Roland Konig aus dem Dorf Selekzionnoje,Rayon Slawgorod: „Schuld ander Auswanderung der Sowjetdeutschen ist die Tatsache, dass bis auf den heutigen Tag unsere nationalen Probleme nicht geregeltsind“. Nach seiner Ansicht sei die Wiederherstellung der Autonomie das Hauptproblem (RF, Nr.72,1988). Josef Schilleraus Nowotaraba, Rayon Kytmanowo,meinte: „Ich bin schon alt und brauche dieAutonomie nicht mehr, diese werde ich gleich meinen noch am Leben gebliebenen Altersgenossen wohl bald auf demFriedhof bekommen. Doch fur unsere Nachkommenschaft ist die Wiederherstellungder Autonomie die einzige Gewahr fur das Aufbluhen unserer nationalen Kultur“(RF, Nr.74, 1988).
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Einen Tag fruher, am 6.September 1988 war in der zentralenZeitung „Selskaja shisnj“ ein Artikel von V.Saweljew „Die bitteren Apfel von 1941“erschienen, der in der „Roten Fahne“ nachgedrucktwurde (RF, Nr. 75-76, 1988). Durch Beispiele von konkreten Schicksalen derRusslanddeutschen, welche die Deportation, Arbeitsarmee, Sonderkommandantur undandere Erniedrigungen und Rechtsverletzungenerlebt hatten, machte Saweljew einen breiten russischen Leserkreis mit der Tragodie und denProblemen der Deutschen in der UdSSR vertraut. Diese Publikation wurde indeutschen Familien gelesen, von Haus zu Haus, von Familie zu Familieweitergegeben, diskutiert und gelobt.
Im Zusammenhang mitdiesem Artikel schrieb KorneliusNeufeld aus Zelinograd, dass„diese erste Schwalbe zu begru?en ist“.Und weiter: „Ich personlichhabe in der ASSR derWolgadeutschen nicht gelebt, bin dort nie gewesen. Aber wir wussten: An derWolga gibt es einen sowjetdeutschen Kulturherd, auf den man stolz sein kann undder als Vorbild galt. Darum kann ich nicht begreifen, dass mancheSowjetdeutsche der alteren Generation, die doch alle die Stalin-Repressalienaus eigener bitterer Erfahrung kennen, sich ablehnend gegenuber derWiederherstellung einer Autonomie verhalten. Egal ob man an die Wolga ubersiedeln mochte oder nicht -es geht um die Gerechtigkeit, und das ist ausschlaggebend. Es konnte aucheinzelne Rayons geben, die autonome Rechte erhalten, so der Rayon Slawgorod,doch das schlie?t die Wiederherstellung der Wolgarepublik nicht aus. Nur auf diese Weise kann unsere nationaleKultur wieder zum Aufschwung kommen und sich weiterentwickeln“ (RF, Nr.80, 1988).
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„Rote Fahne“ / „Zeitung fur Dich“ –
deutschsprachiges Blatt erschien in Slawgorod, Region Altai,Russland, am 15. Juni 1957 in einem Umfang von zwei Seiten im Kleinformat undeiner Auflage von 500 Exemplaren. 1959 wurde die „Rote Fahne“ mit derRayonzeitung „Arbeitsbanner“ zusammengelegt. Sie erschien zweimal in der Wocheauf zwei Seien. Seit 1965 wurde das Blatt im Gro?format auf vier Seitengedruckt. Die Auflage erreichte bis zu 5750 Exemplare. Chefredakteure: Peter Mai (1957-1960), Johann Schellenberg (1960-1975);Rudolf Erhardt (1975-1992), Josef Schleicher (1992-1998), Natalia Breinert(1998-2001), Maria Alexenko (ab 2001) Mitarbeiter der Zeitung wurden zu verschiedenen ZeitenPersonlichkeiten, die wesentlich fur das Erhalten des Russlanddeutschtum alsLiteraten und Journalisten beigetragen haben: Karl Welz, Woldemar Spaar,Woldemar Herdt, Edmund Gunther, Friedrich Bolger, Andreas Kramer, PeterKlassen, Viktor Weber, Alexander Beck, Reinhold Leis, Amalia Lindt, EmmaRische, Olga Bader, Erna Berg, Nina Paulsen... Als Organ der Partei- und Sowjetkomitees von Slawgorodentwickelte sich in den ersten drei?ig Jahren seines Existenz das systemtreueBlatt zur einer einmaligen Form der Bewahrung und Pflege der deutschenMuttersprache und Kultur. Obwohl die Herausgeber regelma?ige Pressekontrollenpraktizierten, konnten sie die Inhalte des Blattes nicht unbeschranktbeeinflussen. Ein wichtigen Bestandteil der Redaktionsarbeit war die kulturelleBetreuung der deutschen Bevolkerung der Region Altai. Man fuhrte Schriftstellerlesungendurch und verbreitete deutschsprachige Literatur. Seit Anfang der 90er Jahren war die Zeitung: - * * * *konservativ, weil sie die Tradition, in Deutsch zu erscheinenund hauptsachlich Themen uber die Russlanddeutschen einzubeziehen, pflegte; - * * * *liberal, weil sie uberparteilich war und verschiedeneStandpunkte einer Meinungspalette zulie?.
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Nina *Paulsen
Josef *Schleicher Die *Zeitungen „Neues *Leben“, *„Rote Fahne“ *und *„Freundschaft“ *in *der *Wendezeit 1985 *bis *Anfang 1990er *Jahre */ *Geschichte *der *Russlanddeutschen *in *der *russischen Presse *der *Sowjetunion Bereits *der *Beschluss des *ZK *der *KPdSU *vom *29. *Juni 1955 *„Uber *Ma?nahmen zur *Verstarkung *der *politischen *Arbeit unter *den *Sondersiedlern" *versuchte, die *Redaktionen *der *Zeitungen *und *Zeitschriften *der *Gebiete *und *Rayons *anzuregen, „das *Arbeits-, *das *gesellschaftlich-politische *und *das *Kulturleben der *deutschen *Bevolkerung besser *zu *beleuchten. Die *aktivere *Teilnahme von *deutschen *Kolchosmitgliedern, *Arbeitern und *Angestellten *an *der *Arbeit der *Rayon-, *Gebiets- und *Republikzeitungen *ist *zu *gewahrleisten.“, *ist *im *Beitrag von *Dr. *Alfred Eisfeld *„Einige *Gedanken uber *die *Wendezeit bei *der *Zeitung ‚Freundschaft‘“ *2006 *nachzulesen. *Ein *nachhaltiges *Ergebnis *konnte *der *Beschluss *allerdings wohl *nicht *fruchten... (Wird im Heimatbuch veroffentlicht)
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