[ALEKSO]

2. „Omsk, 26. 10. 88
Werte Redaktion!
...Muss Ihnen sagen, dass ich die Zeitung ‚Rote Fahne’s’ erste Mal in den Handen halte. Ich wei? nicht, wer sie mir geschickt hat, aber diesem Menschen bin ich sehr dankbar. Die Zeitung habe ich gelesen, wie es wahrscheinlich die meisten Leute machen, von der ersten bis zur letzten Seite. Und muss Ihnen sagen, dass die zwei Leserbriefe, die auf der letzten Seite gedruckt sind (Johann Heinrichs: Meine Meinung; Maria Malsam: Alle sollten unsere Geschichte kennen, - in: Rote Fahne, Nr. 84, 19. Oktober 1988), haben mir sehr gefallen. Ich bin ganz einverstanden mit Johannes Heinrichs und denke auch, dass die Deutschen in unserem Land wieder alle Burgerrechte kriegen mussen. Das wird moglich sein, wenn die deutsche Wolgarepublik wiederhergestellt wird. Ich glaube, das wird schon nicht lang dauern, bis es auch gemacht wird.
Muss Ihnen sagen, dass meine Meinung uber die Zeitung ‚Neues Leben’ ahnlich der Meinung von Maria Malsam ist. (Uber die ‚Freundschaft’ kann ich nichts sagen. Ich habe sie nur fur das nachste Jahr zum ersten Mal abonniert). Ich war mit der 4. Delegation in diesem Jahr in Moskau. Wir sprachen auch mit dem Chefredakteur des ‚Neuen Lebens’ Wladimir Tschernyschew. Wir baten ihn um Hilfe, dass auch in Zentralzeitungen Veroffentlichungen uber die Geschichte der Sowjetdeutschen erscheinen mussen. Bis heute sehe ich von ihm keine Hilfe. Es scheint mir uberhaupt, dass dieser Mensch ein glitschiger Fisch ist. Nun, wir mussen wahrscheinlich heute zufrieden sein, dass er nicht gegen uns schafft, wie es Rudin macht.
Und jetzt das Haupte, was mir nicht nur gefallen hat, sondern ich brauch das in der nachsten Arbeit im Klub ‚Neues Leben’... So aktuelle Publikationen, uber die Geschichte der Sowjetdeutschen, wie es Josef Schleicher geschrieben hat, mussen in russischen Zentralzeitungen gedruckt werden, dass nicht nur die Deutschen, sondern auch andere Leute der Sowjetunion unsere Geschichte wissen. Dass alle verstehen, dass die Wiederherstellung der autonomen Republik der Sowjet­deutschen auch in ihren Interessen ist... Und dass wir auch noch erleben, dass die ’Perle an der Wolga’ wieder in ihrer alter Pracht funkeln wird.
Mit gro?em Dank und herzlichem Gru?, Viktor Ehrlich“ (RF/ZfD-Archiv)