Sehr zu bedauern ist der Umstand, dass der kluge und einsichtsvolle Zar, Boris Godunov, (1598-1605) nur so kurze Zeit am Ruder war. Er hatte moglicherweise einPeter der Gro?e im kleinen werden konnen. Er begunstigte nicht blo? die Gelehrten, techniker, Handwerker und Kaufleute aus den verschiedensten Staaten Westeuropa, sondern berief auch als erster Militars aus dem Ausland und fasste sogar den Gedanken, in Moskau eine Universitat nach dem Muster der westeuropaischen zu begrunden, welche er mit deutschen Professoren besetzen wolte. Sein zu fruhes Abtreten vom Staatssteuerruder hat wohl manches vereitelt. Und mit der Are der Romanows, schon mit Michail Fjodorovitsch (1613-1645) lie? sich der Stromm von Einwanderern, der sich von Westeuropa aus ins Zarenreich ergo?, nicht mehr zu bremsen. So erschienen gleich amAnfang der Regierung der ersten romanows, als nur die erste Ruhe und Ordnung nach der Zeit der Wirren wieder hergestellt war, ganze Schaaren von Englander, Schotten, Hollander und Deutschen teils ungerufen, teils aber auch von der Regierung selbst bestellt, so dass die verschiedensten Berufsarten durch Kaufleuten, Arzte, Geistliche, Militars, Fabrikanten u.s.w., ihre Vertretung fanden. Die Zeit Peters des Gro?en bereitete sich immer mehr und mehr vor und fingen schon wahrend der Regierungszeit von Alexej Michailivitsch unter denBojaren Manner, wie Orgyn-Naschokin und Matwejev, die sich bereits einen gewissen Grad von europaischer Bildung angeeignet hatten und auch nach europaischer Art leben wollten. Doch sollte das Werk der "Europaisierung" Russlands erst seinen gro?en Sohn, Peter dem gro?en, und der deutschen Prinzessin auf dem russischen Throne, Katharina-2. vorbehalten bleiben. Katharina-2. erwarb sich die Hoffnung hin, das die Kolonisten mit ihrer Muhe und Arbeit, ihrem Gewerbe, mit ihrem Handwerkserstellen und Manufakturen in kurzer Zeit dem gro?en Reiche einen gleichen Nutzen bringen und die Entwicklung des Handels und das reichtum ebenso fordern werden, wiedies dienach Aufhebung des Ediktes von Nantes aus Frankreich vertriebenen Huggenoten (Protestanten) in England, Holland und Danemark getan haben. Mit der Realisierung der Kaiserlichen Gedanken und Plane sollte lange gezogert werden, bereits am 14.10.1762 schrieb der Senat eigenhandig "einmal fur alle Mal" vor, er habe "ohne jegliche vorherige Angelegenheiten alle Auslander, welche sichin Russland einsiedeln wollen, mit Ausnahme blo? der Juden, anzunehmen" und am 4.12.1762 erfolgte der erste Kaiserliche Manifest, in welchem die Kaiserin alle Auslander aufforderte sich in Russland anzusiedeln und in Welchen sie dieselben ihrermonarchischen Gnade und ihres Wohlwollens versichert. Gleichzeitig wird den Senat befohlen, dieses Manifest "in allen Sprachen und in allen auslandischen Zeitungen zu veroffentlichen. Das Manifest wurde in Russland gedruckt und hauptsachlich in den Balkanlandern (die damals zum Osmanischen Reich gehorten) verbreitet.
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