Das bose Erwachen
Nach der Ankunft stellte sich heraus, dass eine ganze Reihe von Versprechungen des Manifestes der Zarin nicht erfullt waren. So war das Land fur die Kolonien noch nicht vermessen, von den versprochenen Hausern und Nebengebauden stand noch kein einziges, an Baumaterial fehlte es ebenfalls. Die meisten Ankommlinge mussten deshalb den ersten Winter in Saratow, in nahegelegenen Dorfern und zum Teil in primitiven Erdlochern verbringen .
..... "Wo sind hier die Hauser, die ihr uns versprochen habt?"
"Wo das fruchtbare Land, das ihr uns vor gemalt habt?"
"Nichts als Betrug, gemeiner Betrug" .
aus: Sebastian Bauer, historischer Roman vom Wolgadeutschen Wilhelm Brungardt, geboren 1908 in Herzog (Wolgagebiet) verstorben 20.11.1990 in Nowosibirsk
Die Behorden hatten es versaumt, die Voraussetzungen fur eine erfolgreiche Ansiedlung zu schaffen. Diese Unzulanglichkeiten fuhrten dazu, da? die Kolonisten in den ersten Jahren zum gro?en Teil in Erdlochern hausen mussten. Viele von ihnen wurden daher krank und starben.
Die ersten Jahrzehnte der Siedler waren gepragt von Armut, Missernten und allgegenwartiger Existenzangst.
In den Jahren 1800-1803 wurden die Kolonisten rechtlich besser gestellt. Beispielsweise wurde die deutsche koloniale Selbstverwaltung festgeschrieben und "Stadthalter des Vertrauens" eingesetzt. Diese sog. Instruktionen fur die innere Verwaltung fuhrten dazu, dass sich auch die Wirtschaft positiv entwickelte. Nach rund 40 Jahren deutscher Einwanderung hatte sich die Bevolkerung mehr als verdoppelt: Im Jahre 1815 lebten bereits uber 60.000 Siedler in den Wolgakolonien.
(***.bessarabia.altervista.org)
|