RUSSLAND - DEUTSCHLAND: SCHICKSALSWEGE *> * *Marina Zwetajewa – „Deutschland“ * * *Tags: Radio
Michail Pawlow
28.05.2011Russland und Deutschland verbinden jahrhundertealte Beziehungen. Ihre Geschichte kannte Hohen und Tiefen, tragische Seiten und Zeiten des Erbluhens. Die Wege, die unsere Lander gingen und gehen, kreuzen sich nach wie vor. So als fuhre sie das Schicksal selbst in verschiedenen Perioden der Geschichte zusammen oder auseinander. Und an einer jeder Kreuzung der Schicksalswege muss eine Entscheidung getroffen werden, wohin es gehen soll.
Zu Deutschland besa? die russische Dichterin Marina Zwetajewa ein besonderes Verhaltnis. „In mir sind viele Seelen. Doch meine Hauptseele ist eine deutsche“, schrieb sie in einem ihrer Tagebucher. Von Kindheit an las sie in Deutsch, sie weilte in Deutschland, lernte in einer Pension in Freiburg … „Meine Leidenschaft, meine Heimat, die Wiege meiner Seele! Die Burg des Geistes, die man als Gefangnis fur die Korper betrachtet!“ So erinnerte sie sich an die Stadt Loschwitz bei Dresden, in der sie lebte, als sie 16 Jahre alt war.
Marina Iwanowna Zwetajewa wurde am 8. Oktober 1892 in Moskau geboren. Sie war die Tochter des Kunstwissenschaftlers Professor Iwan Wladimirowitsch Zwetajew, der das Moskauer Museum fur bildende Kunste, das Puschkins Namen tragt, grundete. Ihre Mutter, Maria Alexandrowna Mein, war nach Aussagen von Zeitgenossen eine talentierte, kluge Frau mit einer tiefen Seele und gro?en kunstlerischen Fahigkeiten. Sie war auch musikalisch begabt und hatte bei einer Schulerin von Nikolai Rubinstein Klavierunterricht genommen. Die Mutter war fruh verstorben, konnte aber bei ihrer altesten Tochter noch eine dichterische Gabe feststellen. In ihrem Tagebuch ist die Eintragung erhalten: „Meine vierjahrige Marina lauft um mich herum und fugt die Worte zu Reimen – vielleicht wird sie Dichter?“
Die Sorge um die Gesundheit der Mutter fuhrte Marina Zwetajewa das erste Mal nach Deutschland. Als Maria Alexandrowna im Jahr 1902 erkrankte, diagnostizierten die Arzte Schwindsucht und empfahlen ihr einen Klimawechsel. Die ganze Familie zog daraufhin ins Ausland um: zuerst nach Italien, dann in die Schweiz und spater nach Deutschland.
„… In Deutschland war ich im normalen Milieu, eine wei?e Krahe unter wei?en. In Deutschland war ich wie jeder andere“, - daran ist vieles ubertrieben. Was dem Schaffen und der Weltwahrnehmung der Zwetajewa so eigen war. Aber offenbar wurden diese Worte aus dem wunderbaren Gefuhl ihrer Verwandtschaft, ihrer untrennbaren Verbindung mit dem Land geboren, das ihr seinerzeit gluckliche, gute Zeiten schenkte, die sich im Weiteren in ihrem Leben leider nicht wiederholen sollten.
Ihren letzten glucklichen Sommer mit Vater und Mutter und ihrer Schwester Assja verbrachte die 12-jahrige Marina in Freiburg. Dann folgte die Pension der Schwestern Brink.
|