Ïðîñìîòð ïîëíîé âåðñèè : Auferstanden aus Ruinen
gegen jede Abweichung vom Historischen,
gegen jede Anspielung auf zeitgenossische
Architektur stemmen.
Nur einer ist dabei, der Stadt einen sichtbaren
Kontrapunkt zu setzen: Daniel Libes -
kind. Der amerikanische Architekt baut
derzeit das Militarhistorische Museum der
Bundeswehr um, ein uber hundert Jahre
altes klassizistisches Ensemble. Mitten hin -
ein pflanzt Libeskind einen 30 Meter hohen,
neben dem Eingang aufragenden spitzen
Keil, der das Gebaude nach au?en hin teilt,
sich im Inneren aber mit ihm verbindet.
Der storende Dorn weist uber den Fluss
hinweg direkt auf die Dresdner Altstadt.
Vielleicht helfen solche Beispiele, Gegner
und Liebhaber moderner Bauten zu
versohnen, das Neue sinnvoll im Alten
sichtbar zu machen. Denn bedenkenswert
sind jene Einwande schon, die gegen
eine uferlose und unreflektierte Rekonstruktion
historischer Gebaude vorgebracht
werden.
Vor einer „Retrowelt“, in der nicht
mehr sei, was es scheine, warnt Architekturkritiker
Pehnt. In vielen Stadten
prasentiere sich heute das, was Historisches
darstellen solle, neu wie am ersten
Tag. Ein Paradox: „Nur das, was makellos
erscheint, ist alt, sonst ware es ja renoviert
worden“, so Pehnt. Er pladiert dafur,
behutsamer und nachdenklicher vorzugehen,
„das Vorhandene aufzunehmen,
ohne das Neue zu verleugnen“.
Meisterlich gelungen ist dies dem britischen
Architekten David Chipperfield
mit einem der uber Jahre umstrittensten
Bauvorhaben der Republik: dem Neuen
Museum in Berlin.
Das vor einem halben Jahr eroffnete
Haus, in dem originale Bauteile mit modernem
Material verknupft und Folgen
von Verwitterung und Krieg konserviert
werden, beweist eine eindrucksvolle Synthese
von Alt und Neu, von Ruinenkultur
und zeitgenossischem Bauen.
Dabei steht das Neue Museum wie die
ganze wiedervereinigte Stadt fur die Bruche
in der wechselhaften deutschen Geschichte.
Aufstieg, Niedergang und Wiederaufbau,
Humanismus, Gro?enwahn
und Barbarei haben an vielen Orten ihre
sichtbaren Spuren hinterlassen.
Die Verwerfungen und Wunden bewusst
nicht von der Sehnsucht nach dem
Alten und (vermeintlich) Heilen uberdecken
zu lassen, sondern sich – siehe Holocaust-
Mahnmal – auch der Schande zu
bekennen, die eigene Vergangenheit gewisserma?en
zu kommentieren: Das demonstriert
Berlin ziemlich konsequent.
Der Reiz der Hauptstadt fur jahrlich
fast acht Millionen Besucher aus aller
Welt geht gerade davon aus, dass sich
hier wie nirgendwo sonst in Deutschland
Zeitgeschichte hautnah erleben lasst.
Im Guten wie im Schlechten.
ROMAIN LEICK, MATHIAS SCHREIBER,
HANS-ULRICH STOLDT
Technik- und Umweltsoziologe Ortwin
Renn, und dies in einer Zeit, in der auch
die familiaren Bindungen oft schwacher
wurden: „Da stellen sich viele immer
drangender die Frage: Wo komme ich eigentlich
her? Wo gehore ich hin?“ So
werde Geschichte interessant, vor allem
jene vor der eigenen Haustur.
Doch wie lange ist ein Original noch
ein Original? Was ist mit Gebauden, die
nicht einmal mehr an ihrem Ursprungs -
platz rekonstruiert wurden, wie das Leibnizhaus
in Hannover? Und mit jenen
Gebilden wie der 2007 in Braunschweig
rekonstruierten klassizistischen Schlossfassade,
hinter der sich eine glitzernde
Ladengalerie auftut?
Da sollten puristische Kritiker auch einen
Blick auf die benachbarte Kaufhausfassade
der sechziger Jahre wagen, eine
Riesen-Waffel, die ihr Innenleben nicht
weniger kaschiert als die Schlossfassade,
nur eben viel scheu?licher aussieht.
„In einem demokratischen Staat hat die
Burgerschaft das Recht, die Gestaltung
des offentlichen Raums zu bestimmen“,
meint der Munchner Architekturhistoriker
Winfried Nerdinger, „ob einem das
nun im Einzelfall gefallt oder nicht.“
Enorm beflugelt hat alle Liebhaber historischer
Baukunst der Wiederaufbau der
Dresdner Frauenkirche. Dieses Vorhaben
war zunachst ebenfalls umstritten. Das
protestantische Gotteshaus, ein Stadt-,
kein Staats- und Herrschaftssymbol, konne
nur eine Attrappe darstellen, sei ein
Phantom oder Teil eines Disneyland, atzten
Kritiker. Doch getragen von einer
breitgefacherten Burgerbewegung, war
die Realisierung nicht aufzuhalten. Kaum
jemand mag heute mehr an der Sinnhaftigkeit
zweifeln.
Ein wenig anders verhalt es sich bei
der Rekonstruktion barocker Gebaude
am Dresdner Neumarkt, einem vor 65
Jahren komplett zerstorten Areal. „Wir
durfen nicht die Rentner bedienen, die
noch mal ihre Vergangenheit sehen wollen“,
polemisierte der geburtige Dresdner
Architekt Peter Kulka, als erste Plane diskutiert
wurden.
Durchsetzen konnte er sich nicht.
„Die Dresdner haben erstaunlich hartnackig
an der Vorstellung festgehalten,
dass ihre Stadt schon ist – auch als sie es
nicht war“, so Dirk Syndram, Direktor
des Grunen Gewolbes. Das erklart die
Vehemenz, mit der sich viele Bewohner
siedelten
sich am Flussufer an, hinzu gesellten
sich Gaststatten, Clubs und Discotheken.
Fur optische und asthetische Sensationen
sorgten internationale Stararchitekten
wie David Chipperfield oder Frank
Gehry. Dessen 1999 fertiggestellte taumelnde
Buroturme („Der Neue Zollhof“)
sind langst ein Wahrzeichen der nordrhein-
westfalischen Landeshauptstadt
Heute wird die einstige Brache am
Rhein „Medienhafen“ genannt und ist
mit ihrer ungewohnlichen Architektur
den Dusseldorfern ans Herz gewachsen.
Ob Vergleichbares in Stuttgart ebenfalls
gelingen kann, vermag derzeit al -
lerdings niemand zu sagen. Nach gut 20
Jahren Planung ist dort Anfang Februar
der Startschuss fur das zurzeit gro?te
verkehrspolitische Projekt
der Bundesrepublik gefallen:
„Stuttgart 21“.
Der Kopfbahnhof im Zentrum
der Stadt soll nebst Gleisanlagen
verschwinden und elf
Meter unter der Erde als moderne
Durchgangsstation wiedererstehen.
Futuristisch anmutende,
nach oben gewolbte
riesige Bullaugen werden nach
dem Willen des Dusseldorfer
Architekten Christoph Ingenhoven
die Bahnsteige mit Tageslicht
versorgen.
Wo derzeit noch Gleise und
Weichen liegen und Stuttgart
uber eine weite Strecke regelrecht
zerschneiden, sehen
die Planer auf rund hundert
Hektar eine neue Stadtmitte
entstehen, mit Buroturmen,
Wohnungen, Parks und Freizeitanlagen.
„Wann bekommt eine europaische
Gro?stadt so eine Chance?“, fragt Wolfgang
Drexler, Vizeprasident des badenwurttembergischen
Landtags und Kommunikationsbeauftragter
fur das Projekt.
„Diese verkehrspolitische Vision bringt
eine Beschleunigung fur die ganze Region.“
Der Raumgewinn ist fur die von Hugeln
eingekesselte Stadt in der Tat ein
Segen, sie platzt aus allen Nahten. Doch
die meisten Bewohner hadern. Und wahrend
zum Auftakt der Bauarbeiten die
Planer von einem „Jahrhundertwerk“
schwarmten, skandierten Demonstranten
lautstark: „Lugenpack! Lugenpack!“
Etlichen missfallt die radikale Umgestaltung
der gewohnten und gewachsenen
Umgebung. Dass auch ein unter Denkmalschutz
stehendes Wahrzeichen ihrer
Stadt, das beinahe hundert Jahre alte
Bahnhofsgebaude, teilweise Opfer der
Abrissbirne wird; dass fast 300 alte Baume
im Schlosspark weichen mussen (obwohl
spater 5000 neue gepflanzt werden
sollen) – das alles schurt den Widerstand.
Die Leute hatten eben Angst, ein Stuck
Heimat zu verlieren, sagt der Stuttgarter
Ein ehrgeiziges Stadtebaukonzept ist
das, weit entfernt von jenen Errungenschaften
der Nachkriegszeit, wo Trabantensiedlungen
weitgehend isoliert auf das
flache Land geworfen wurden.
Kilometerlange Uferpromenaden sollen
die stadtischen Arbeits- und Wohnstatten
einrahmen, ein eigener Yachthafen und
eine Universitat sind ebenfalls geplant.
Und dazu, naturlich, die Elbphilharmonie.
Nichts weniger als ein neues Wahrzeichen
wollen sich die Hanseaten damit geben –
gleich der Oper von Sydney.
Finanziell noch ein Fass ohne Boden,
werde der aufregende Bau aus gekrummtem
Glas und rotem Backstein inmitten
der Elbe Millionen Besucher aus aller
Welt anziehen und den Hamburgern
selbst reichlich Anlass geben, sich mit ihrer
Heimatstadt frisch zu identifizieren.
So zumindest die Erwartung.
Dass moderne, spektakulare Bauten
dies durchaus schaffen konnen, hat Dusseldorf
bereits erlebt.
Denn nicht allein die Tatsache, dass etwas
alt ist, hilft Menschen, ihre Sehnsucht
nach Bindung und Identitat zu stillen.
Neues kann ebenfalls vorbildlich sein.
Das zeigt die weitgehende Umwidmung
des mehr als 100 Jahre alten Dusseldorfer
Hafens. Hier, am Rheinknie, dammerten
gro?e Teile des einst au?erst vitalen
Areals lange Zeit nahezu ausgestorben
vor sich hin. Krane, Silos und Lagerhallen
rosteten ungenutzt und zerfielen.
Die Wende kam Anfang der neunziger
Jahre, als die Stadt den Weg fur eine neue
Nutzung frei gemacht hatte. Zahlreiche
Unternehmen aus der Medienbranche siedelten
Auf nichts haben Nachkriegserneuerer
tatsachlich so wenig Rucksicht genommen
wie auf den jeweiligen geschichtlichen
Ort, an den sie ihre naturnahen Siedlungs-
Cluster und ihre schematischen
Wohnmaschinen platzierten. Auch deshalb
werben und werkeln uberall Altstadtvereine,
die sich fur eine Wiederauferstehung
unvergessener Bauten und Ensembles
starkmachen.
Bereits 1989 wurde in Hildesheim das
im Krieg zerstorte fachwerkprachtige
„Knochenhauer-Amtshaus“ von 1529 von
den Toten auferweckt, es ersetzte das
„Hotel Rose“, einen lieblosen Betonbau
der sechziger Jahre.
Im nordrhein-westfalischen Wesel
muht sich seit langem schon eine
Burgerinitiative,
die ungewohnliche Fassade des
mittlerweile 490 Jahre alten Rathauses
im flamisch-gotischen Stil zu rekonstruieren.
Und in Hamburg gehen die Menschen
fur den Erhalt der wenigen noch
bestehenden Hauser im „Gangeviertel“
auf die Stra?e.
Nur 1500 Meter Luftlinie davon entfernt
lasst sich betrachten, wie ein moderner
Stadtteil entsteht, der nichts mehr
mit jenem einst so eng und verwinkelt
gebauten historischen Armenquartier gemein
haben wird. Der Gegensatz wird
krass ins Auge springen – und kann doch
reizvoll harmonieren. Denn pragende,
heimatstiftende Statten konnen sich sehr
wohl auch aus Neuem entfalten.
So wachst in Hamburg, einer noch
wachsenden Metropole, die sich als Weltstadt
versteht, auf 157 Hektar in unmittelbarer
Nahe zum Stadtzentrum die Hafencity
heran. Rund 40000 Menschen sollen
hier spater in Buros, Geschaften und
Restaurants Arbeit finden. Damit sich das
Viertel auch mit Leben fullt, ist ein Drittel
der gesamten Nutzflache fur Wohnraumbebauung
ausgewiesen
Abgrenzung zur bombastischen NaziAsthetik.
Der Souveran indes maulte. „Wenn ich
16 Millionen Mark hatte, wurde ich mir
etwas anderes kaufen“, schrieb ein Besucher
ins Gastebuch, ein anderer mochte
nur auf Franzosisch deutlich werden:
„Meine Meinung: Alles Merde.“
„Was der Oesterlen gemacht hat, war
seinerzeit sehr progressiv“, sagt Kai Sommer
von der Landtagsverwaltung und
klopft an eines der Fenster. „Aber alles
nur einfache Verglasung! Auch energetisch
geht das ja gar nicht mehr!“ So
denken die meisten Abgeordneten. Mitte
Marz beschlossen sie, das seit 1983 unter
Denkmalschutz stehende Gebaude
abzurei?en.
„Es ist naturlich einfach, aus heutiger
Sicht zu sagen, das alles sei nicht gelungen“,
urteilt Albert Speer, der 1934 geborene
Frankfurter Stadteplaner und Sohn
des gleichnamigen Hitler-Ministers. Aber:
„Man bedenke die tatsachliche Situation
nach 1945.“ Die Idee der modernen Architektur
sei mit der utopischen Vorstellung
verbunden gewesen, „durch besseres
Bauen einen besseren Menschen schaffen“
zu konnen, so Speer.
Damals hatten die aufgeklarten Geister
nicht mehr zuruckschauen mogen,
meint der Frankfurter Architekt Christoph
Mackler, 59, „zwei Saulen neben -
einander waren schon Faschismus“. Sein
Vater, der einstige Dombaumeister Hermann
Mackler, wollte im Jahr 1947 sogar
dem Frankfurter Dom ein Flachdach verpassen.
In ihrer Besessenheit, modern, verkehrsgerecht
und „ehrlich“ zu planen,
habe die Generation seines Vaters vergessen,
dass eine lebensfahige Stadt auch
„mit Schonheit zu tun hat und Schonheit
mit der Geschichte des Ortes verknupft
ist, an dem man baut“, sagt Mackler.
Nun fallt das Monster selbst: Neun historische
Hauser werden hier stattdessen
wieder entstehen.
Fast sieben Jahrzehnte nach dem Krieg
bewegt das Land erneut und immer noch
die hochst emotional diskutierte Frage:
Was ist wert, bewahrt zu werden, und
was an untergegangenen Ikonen sollte
neu entstehen?
Abgerissen werden nur selten die wirklich
grausamen, seelenlosen Betonverbrechen
mit Mullschluckereingangen, die
endlich zu suhnen waren; dafur trifft es
nun ofter gelungene und manchem liebgewordene
Beispiele des Wiederaufbaus;
die Mensa der Bauhaus-Universitat in
Weimar etwa oder das niedersachsische
Parlament in Hannover.
Seit 1962 beraten hier die Abgeordneten
die Geschicke ihres Landes – was die
au?eren Umstande angeht, zunehmend
lustlos. Vor allem wenn Schwefelwasserstoff-
Schwaden, die der Kanalisation entweichen,
durch die Reihen des fenster -
losen Plenarsaals („Bunker“) wabern. Bisweilen
regnet es auch noch rein.
Das ehrwurdige Haus ist leicht bau -
fallig geworden, aus Metallverstrebungen
bluht Rost, die Hausfassade ist bruchig
und die Heizung defekt. Die raumhohe
Verglasung des Foyers zum Innenhof
des Gebaudes ist wegen her abfallender
Scherben mit truber Plastikplane verklebt.
Architekt Dieter Oesterlen hatte ab
1957 das im Krieg zerstorte alte Schloss
der Welfenkonige zum Entzucken vieler
Hannoveraner wieder aufgebaut und ihm
– da war die Freude dann schon geringer
– einen modernen, kantigen Trakt mit
Garten-Innenhof eingefugt: Platz fur das
bis dahin in der Stadthalle beratende
Landesparlament. Die Fachwelt war begeistert
und sprach von einem mutigen
Zeichen selbstbewusster Architektur in
Dresdner Zwinger, die romanischen Kirchen
in Koln, die Frankfurter Paulskirche.
Fur deren Wiederaufbau flossen 1947
Spenden aus allen Teilen Deutschlands
nach Hessen, sogar 10 000 Reichsmark
von der ostdeutschen Sozialistischen Einheitspartei
(SED).
Im geteilten Berlin uberlagerte die
Konkurrenz der politischen Systeme den
Richtungsstreit. Im Westen der Stadt
entstanden auf den Trummern der Grunderzeitvillen
im Hansaviertel gut geluftete,
durchgrunte Hochhausreihen – wie
es die Moderne befahl. Die Ost-Berliner
revanchierten sich mit der Stalinallee
(heute Karl-Marx-Allee), deren Ideal
strenge Symmetrie und formale Geschlossenheit
war.
Nach 1975, dem vom Europarat
ausgerufenen Europaischen
Denkmalschutzjahr,
wandte sich der Zeitgeist im
Westen allerdings endgultig
der gebauten Vergangenheit
in ihren diversen Formen zu.
Ungezahlte Burgerinitiativen
zur Rettung alter Hauser und
Viertel haben hier ih ren Ausgang
genommen.
Spektakularer Auftakt war
der Kampf zwischen Haus -
besetzern und Grundstucksspekulanten
im Frankfurter
Westend, einem vom Krieg
einigerma?en verschont gebliebenen
Villenviertel westlich
des mittelalterlich ge -
pragten Zentrums der Stadt,
mit herrschaftlichen, von
wohlhabenden Burgern des
19. Jahrhunderts errichteten
Hausern.
Die linken Hausbesetzer, unter ihnen
der spatere Grunen-Politiker und Bundesau?enminister
Joschka Fischer, verteidigten
die Kapitalisten von gestern gegen
die Kapitalisten von heute: die komfor -
tablen Wohnhullen und Garten der ehemaligen
Kaufleute, Fabrikanten und Beamten
gegen jene Finanz- und Immobilienhaie,
die kostbare innerstadtische
Quadratmeter Bauland an den meistbietenden
Investor verkaufen wollten.
Jeder, der 5000 Quadratmeter Grund
erwarb, durfte darauf – egal wo im Westend
– ein Hochhaus setzen. Nach den
Hausbesetzer-Krawallen, auf die sich
Rainer Werner Fassbinders umstrittenes
Theaterstuck „Der Mull, die Stadt und
der Tod“ 1975 bezog, war Schluss damit.
Auch das Technische Rathaus in Frankfurt
provozierte jahrzehntelang den Zorn
vieler Anwohner. Das neben dem „Kaiserdom“
errichtete, dreifach aufgeturmte
Waschbeton-Gebirge war im Jahr 1972
nach einem Bauplan von 1963 entstanden.
Drei der wenigen nicht im Krieg zerbombten
Altstadthauser mussten dafur
weichen.
Aus dem gro?en Nichts entstanden so
erstaunlich rasch neue Stra?en, Schulen,
Krankenhauser und Siedlungen, wie die
Grindelhochhauser in Hamburg. Noch
wahrend der sechziger Jahre wurden jahrlich
im Schnitt 570000 Wohneinheiten
produziert, im Rekordjahr 1973 waren es
714 000, dazu kamen zwischen 50000 und
150 000 neue Eigenheime. Von 1974 an
schaffte auch die DDR eine Jahresproduktion
von 100000 Wohneinheiten. In
Westdeutschland entstanden wahrend der
ersten 15 Nachkriegsjahre nicht weniger
als 5,3 Millionen neue Wohnungen.
Der Wiederaufbau und Neubau nach
1945 war eine fette Beute fur Architekten,
Stadtplaner, Unternehmer und Baukombinate.
Sie haben alle tuchtig zugepackt,
aber auch nie zuvor so viel Geld verdient
Die scharfe raumliche Trennung der
klassischen Stadtfunktionen – wohnen, arbeiten,
sich erholen – war allerdings keine
neue deutsche Erfindung. Sie bildete das
Kernstuck der beruhmten „Charta von
Athen“, die auf einem internationalen
Architektenkongress 1933 konzipiert und
in der vom Schweizer Architekturstar Le
Corbusier uberarbeiteten Fassung 1943
erstmals publiziert worden war.
Die neuen Wohnviertel, die nach dieser
Musterfibel der „funktionellen Stadt“ geplant
wurden, waren „locker“ aufgeteilt
und „gut durchluftet“. Das Motto lautete:
„Licht und Luft fur alle!“ Mehr „Klarheit“
statt des „Durcheinanders“ der historischen
Stadt mit all diesen „lastigen Nachbarn“.
Das gesundere Lebensgefuhl in den
sauberen Vor- und Satellitenstadten wollte
sich indes nicht einstellen. Die sterile
Umgebung erzeugte vielmehr Einsamkeit
und Langeweile. Viele, die dorthin zogen,
sehnten sich bald wieder aus den Ghettos
zuruck nach der gemutlichen, chaotischen
Enge der alten City.
Einige Dinge gelangen in den Jahren
nach 1945 immerhin: eine autogerechte
Infrastruktur, wie auch immer man diesen
morderischen Imperativ langfristig bewerten
mag; die meist vereinfachende Reparatur
etlicher herausragender Baudenkmaler,
darunter das Charlottenburger
Schloss in Berlin-West, das Karlsruher
und das Stuttgarter Schloss, die Residenzen
in Munchen und Wurzburg, der
ses Werk der Zerstorung wird Segen wirken“,
kommentierte er das grausame
Schicksal der Hansestadt und ihrer Bewohner,
„das Wort des Fuhrers, dass die
zerstorten Stadte schoner als vorher wiedererstehen
werden, gilt doppelt fur Hamburg.“
Im Ubrigen: „Dem allergro?ten
Teil der baulichen Zerstorungen weinen
wir keine Trane nach.“
Nach dem Krieg durfte Gutschow wegen
seiner NS-Verstrickungen nicht mehr
fur offentliche Auftraggeber tatig sein.
Das machte aber nichts: Ein Netz von
alten Spezis versorgte ihn schnell wieder
mit Arbeit. Anderswo in Deutschland
funktionierten die alten Beziehungen
ebenfalls prima. Vor allem in Dusseldorf
wo sich ehemalige NS-Architekten gegenseitig
Posten und Auftrage (unter Ausgrenzung
fruherer Nazi-Gegner) zuschoben,
kursierte bald ein Spottvers: „Aller
Anfang ist der Ziegel und dann spater
der Zement, aber nichts halt so zusammen
wie ’ne Clique, die sich kennt.“
Und diese Clique tat nun so, als hatte
sie mit der einstigen bombastischen Nazi-
Architektur und deren gro?enwahnsinniger
Ideologie rein gar nichts zu tun gehabt.
Speers Architekten versteckten sich
nach dem Krieg hinter dem Bauhausstil,
der Moderne, wie sie schon vor 1933 von
Walter Gropius und Co. entwickelt worden
war. Das Bauhaus galt als Ausweis
des besseren Deutschlands, weil die Nazis
gegen deren Vertreter vorgegangen waren.
Jeder vormalige NS-Stadtgestalter,
der sich bei seiner Arbeit nun auf Gropius
bezog, fuhlte sich fast wie ein Widerstandskampfer
– auch sie wollten ja luftiger
bauen, neuer, und ohne den Ballast
des historischen Zeugs.
Neue Maschinen und Bautechniken
verwandelten die traditionell gemachliche
stadtebauliche Entwicklung vor allem
in Westdeutschland in ein hastiges Umwalzungsspektakel.
Das imponierte allein
schon durch sein Tempo. Wirtschaftlich
war dies nur moglich, weil die Westmachte
die Bundesrepublik Deutschland als
starken Bundnispartner gegen die So -
wjetunion brauchten und darum massiv,
unter anderem uber den Marshallplan,
unterstutzten.
Anfang 1943, mitten im Hollenlarm der
Vernichtungsmaschinerie, hatte Hitlers
Leibarchitekt und Reichsrustungsminister
Albert Speer einen „Arbeitsstab Wiederaufbauplanung
zerstorter Stadte“ gegrundet.
Alles, was Rang und Namen hatte,
war dabei.
Die Planungen zur Umgestaltung des
Reichs gingen aber noch weiter zuruck.
1940 hatte „Baumeister Hitler“ seine Visionen
von einer Neugestaltung der gro?en
Stadte schon in einen Erlass gegossen
– „zur Sicherstellung des Sieges“.
In Hamburg machte sich sogleich der
Architekt Konstanty Gutschow ans Werk.
Ihm schwebte eine „gegliederte und aufgelockerte
Stadtlandschaft“ vor, wie sie
NS-Planer auch mit dem Ziel konzipierten,
die deutschen Metropolen kunftig
bombensicherer zu machen. Eine weitlaufige
„Stadtlandschaft“, so ein damals
beliebter Planungsbegriff, lasst sich weniger
effektiv aus der Luft angreifen als
eine verdichtete Altstadt, wo ein Volltreffer
genugt. Dazu sollten in der Hanse -
stadt monumentale Bauten mit Gau hoch -
haus, Aufmarschplatz und Volks halle
kommen, „als Zeugen hamburgischer
Weltgeltung“.
Die „Operation Gomorrha“, mit der
britische Bomber drei Jahre spater die
zweitgro?te deutsche Stadt in Trummer
legten, kam Gutschow gerade recht. „Die-
Krieg nicht unternommen und die Zerstorung
dieses Hauses nicht provoziert“,
schrieb Dirks in den „Frankfurter Heften“.
„Es hat seine Richtigkeit mit diesem Unter -
gang. Deshalb soll man ihn anerkennen.“
Hesse hatte mit dem Hinweis auf die
„Seelenwelt“ nachkommender Generationen
dagegengehalten. Sie wurden, meinte
er, ohne Not „eines unersetzlichen Erziehungs-
und Starkungsmittels“, einer edlen
„Substanz“ beraubt. Hesse und seine
Mitstreiter obsiegten schlie?lich, Goethes
Geburtshaus wurde bis 1951 wiederhergestellt.
Wegweisend war das nicht: Zwar
gab es Ausnahmen, etwa in Freiburg,
Freudenstadt oder Munster (wo bald nach
Kriegsende die barocken Giebelhauser
am Prinzipalmarkt vereinfacht rekonstruiert
wurden), aber in der Regel kamen
die Erneuerer zum Zuge.
Seltsame, machtige Koalitionen bildeten
sich dabei. Zu jenen Architekten und
Stadtplanern, die schon vor der Nazi-Zeit
modern bauen wollten, stie?en Baumeister,
die aus moralischen und politischen
Grunden einen radikalen Bruch mit der
Vergangenheit zwingend fanden. Und
dazu gesellte sich noch eine gro?e Zahl
an Architekten, die eng mit der Nazi-Diktatur
verstrickt waren.
Die zogen Aufbauplane aus ihren
Schubladen, an denen sie bereits wahrend
des Krieges gearbeitet hatten. Denn
Der Literaturwissenschaftler Ernst
Beutler, der das Museum betreute, mobilisierte
1947 – zwei Jahre vor Goethes
200. Geburtstag – die geistige Elite
Deutschlands und bat sie, seinen Aufruf
zum Wiederaufbau zu unterstutzen.
Hermann Hesse, im Jahr zuvor mit
dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet,
schrieb: „Soll man rekonstruieren? Ich
muss die Frage ruckhaltlos bejahen.“ Der
Dichter Hans Carossa, der Romanist
Ernst Robert Curtius, der Physiker Max
Planck, der Philosoph Karl Jaspers – sie
und andere Prominente waren derselben
Meinung. Aber der Deutsche Werkbund,
eine einflussreiche Vereinigung von
Kunstlern, Architekten und Unternehmern,
organisierte eine eigene Umfrage
unter deutschen Intellektuellen, die sich
der Moderne verpflichtet glaubten – und
fand durchweg Ablehnung.
„Bei Dingen, die Reliquienwert haben“,
konne „niemals ein Faksimile das Original
ersetzen“, sagte der Kunsthistoriker
Richard Hamann. Ein Standpunkt, der
unter sehr konsequenten Denkmalpflegern
bis heute vertreten wird.
Der prominente Publizist Walter Dirks
argumentierte hingegen dialektisch: „Ware
das Volk der Dichter und Denker (und
mit ihm Europa) nicht vom Geiste Goethes
abgefallen, vom Geist des Ma?es und
der Menschlichkeit, so hatte es diesen
Sommer unter der Sonneneinstrahlung
gluhten und in denen es im Winter bitterkalt
wurde.
Umso wichtiger war es, moglichst
schnell ausreichend Wohnraum zu schaffen.
Aber wie?
Sollten die Hauser und reprasentativen
Bauten an selber Stelle und in gleicher
Weise wiedererrichtet werden? Oder
musste man nicht die Chance nutzen,
jetzt, da alles kaputt war, einen frischen
Neuanfang zu wagen: die sich in engen,
verwinkelten Gassen verirrenden Altstadte
verkehrsgerecht aufzulockern und den
Menschen hygienische, von Grunanlagen
eingefasste Wohnquartiere zu geben?
Wahnwitzige Uberlegungen wurden
laut – den ganzen Schaden einfach wie
Geisterstatten liegen zu lassen und die
Siedlungen an neuem Ort zu errichten.
Aber unter den Trummern lagen oft
noch Werte, die aufzugeben in jener Zeit
sich niemand traute: halbwegs intakte
Kanalisation, Wasser-, Strom- und Gasleitungen.
Sie liefen entlang der Stra?enzuge,
und so kam es, dass Munchen heute
nicht am Starnberger See liegt und Hannover
immer noch an der Leine.
Die meisten Menschen wollten indes
ihre historischen Hauser wiederhaben.
Uberall taten sie sich zu Altstadtvereinen
zusammen, um fur ihre Anliegen zu
werben.
Die Fachwelt stritt daruber erbittert.
Denn es ging ja nicht nur um funktionale
und asthetische Erwagungen, fast
wichtiger noch war die Frage, was fur ein
„Geist“ mit den Bauten zum Ausdruck
kommen sollte.
Rekonstruktion, warnten die Anhanger
eines Neuanfangs, bedeute, den Krieg zu
negieren. Aber ware es demgegenuber
nicht geradezu geschichtslos und auch ein
Akt der Verdrangung, samtliche Spuren
der Vergangenheit zu loschen, die sich ja
nicht nur aus zwolf unheilvollen Jahren
speiste?, wandten die Bewahrer ein.
Besonders exemplarisch fur alle ideologisch
aufgeladene Polemik der Nachkriegszeit,
die das schwierige Verhaltnis
der Deutschen zu ihrer gebauten und
gro?tenteils zerstorten, aber in wichtigen
Teilen durchaus rekonstruierbaren Geschichte
betrifft, war 1947 der Disput um
den Wiederaufbau von Goethes Geburtshaus
in Frankfurt am Main.
Dieser Streit traf mitten ins Herz der
Kulturnation Deutschland, da, wo der Begriff
„Weltliteratur“ gepragt wurde, kein
provinzielles Thema also: Goethes Geburtshaus,
ein Mitte des 18. Jahrhunderts
im Gro?en Hirschgraben errichteter, dreistockiger
verputzter Fachwerkbau, war
infolge von Bombenangriffen zunachst
ausgebrannt und Monate spater eingesturzt.
Aus dem Gebaude, das schon im
19. Jahrhundert als Goethe-Museum diente,
war in weiser Voraussicht alles historisch
wertvolle Inventar gerettet worden.
Die Aufgabe, diese Gebirge an Schutt
abzutragen und noch Brauchbares aus
den Resten zu klauben, fiel in den ersten
Nachkriegsjahren vor allem den Trummerfrauen
zu. „Mit blo?en Handen haben
wir Stahltrager, Balken und Steine
aus den Gerollbergen gezogen“, erinnert
sich Hildegard Brettschneider, die damals
als 18-Jahrige in Dresden aufraumen half.
Der Job war lebensgefahrlich. Viele
Frauen starben unter einsturzenden Hauswanden,
durch herabfallende Balken
oder explodierende Blindganger.
Es ging darum zu bergen, was wie -
derverwertbar schien. Mangel herrschte
schlie?lich an allem: Toilettenbecken,
Herden, Rohren, Leitungen.
Unbeschadigte Ziegel reichten die Frauen
in Personenketten weiter, um sie am
Stra?enrand mit kleinen Hammern vom
restlichen Putz zu saubern. Der Schutt
kam auf Pferdewagen. „Vier haben dann
geschoben und eine von uns hat die
Deichsel gelenkt“, sagt Brettschneider.
„Das war unsere Jugend.“
Um die gro?te Wohnungsnot zu lindern,
entstanden allerorts provisorische
Unterkunfte, doch viele harrten monatelang
in den Trummern ihrer Hauser aus.
Verstarkt wurde das Elend noch durch
Millionen Fluchtlinge, Vertriebene und
„Displaced Persons“.
In etlichen Stadten ihrer Besatzungszone
errichtete die britische Armee lange
Reihen und Blocke mit Nissenhutten, benannt
nach einem kanadischen Ingenieur,
der sich die halbrunden Wellblechhutten
ausgedacht hatte. Praktisch daran war,
dass ein paar Leute den Bausatz in wenigen
Stunden zusammenfugen konnten.
Allein in Hamburg gab es 29 derartige
Siedlungen. Manchmal hausten bis zu
drei Familien unter erbarmlichen Bedingungen
in diesen rund 50 Quadratmeter
gro?en halbierten Blechdosen, die im
Geschichte stellt sich immer ambivalent
dar, im Umgang mit ihren Reminiszenzen
lauern Fallen und tun sich Chancen
auf – Architektur ist nicht neutral.
Hat die rasende Geschwindigkeit des
Aufbaus das Land vielleicht auch uberfordert,
nicht materiell, wohl aber kulturpsychologisch,
wie sich erst heute an den
Spatfolgen zeigt? Oder ist der Wunsch
nach der Schonheit des Alten ein Zeichen
der Sattigung, ein Luxus, den man sich
erlaubt, wenn das Lebensnotwendige gesichert
scheint?
Jahrhundertelang wurde die europaische
Kulturlandschaft davon gepragt, dass
urbanistische und architektonische Erneuerung
in der Regel als ruhiger Fluss,
als kontinuierliche Entwicklung ablief.
Ausnahmekatastrophen unterbrachen
den Prozess, gewiss, aber keine war so
total wie der Zweite Weltkrieg.
Ohne dieses flachendeckende Desaster
und die als Regelwerk darauf folgende,
an jeden Ort der Welt verpflanzbare Banalmoderne
ist nicht zu verstehen, war -
um historische Bausubstanz und malerische
Altstadte heute so popular sind.
„Zu hohes Veranderungstempo ruft
nach Ruckversicherung“, schreibt der
Architekturkritiker Wolfgang Pehnt. Und
das gilt, trotz aller Leistungen, fur den
gesamten deutschen Wiederaufbau seit
Mitte der funfziger Jahre.
Es ist ja wahrlich nicht alles gelungen
in jener chaotischen Aufbauzeit nach
1945, als es zunachst ganz einfach darum
ging, den Schutt beiseitezuraumen und
den Menschen ein Dach uber dem Kopf
zu geben. Es musste ja schnell gehen,
mehr improvisiert als durchdacht, die Einzigartigkeit
der Not in Deutschland lie?
uber viele Fehler hinwegsehen.
In den Stadten hungerten die Menschen.
Wer einen Quadratmeter Krume
im Hinterhof besa?, zog dort Gemuse,
Kartoffeln oder Tabak. Parks, Tiergarten
und Stadien wandelten sich zu landwirtschaftlichen
Nutzflachen.
Alles, was irgendwie verwertbar war,
kam in den Topf. Hei?begehrt waren Rezepte
fur Eichelkaffee, Brennnesselpudding,
Lowenzahngemuse oder „Nachtkerzenwurzeln
in hollandischer Tunke“, deren
Zubereitung die Zeitschrift „Frau von
heute“ 1947 verriet.
Kinder bekamen den Rat, am Abend
die Hande auf den Bauch zu pressen, um
so ein Sattigungsgefuhl zu simulieren, und
zum Volkssport wurde das „Fringsen“, genannt
nach dem Kolner Kardinal Josef
Frings, der auch die unkonventionelle Beschaffung
von Lebensmitteln verteidigte.
Von ehemals 16 Millionen Wohnungen
existierten 2,5 Millionen nicht mehr,
4 Millionen waren wegen erheblicher
Schaden kaum zu nutzen.
Und noch immer ist dieser Prozess der
permanenten Selbsterneuerung nicht abgeschlossen.
Denn 65 Jahre nachdem die
Deutschen aus Schutt und Schuld gekrochen
sind, 20 Jahre nachdem sie ihre staatliche
Einheit erreicht haben, steht auch
der Wiederaufbau zur Diskussion, wird
das Geleistete in Frage gestellt und in
neuer Freiheit uber Gro?stadte als Heimstatten
nachgedacht.
Fehler sollen korrigiert werden, die
dem Tempo und dem Modernisierungswahn
geschuldet waren. Ein neues asthetisches
Bedurfnis drangt das aus Not geborene
Prinzip der reinen Zweckma?igkeit
zuruck.
Der demografische Wandel – die Alterung
der Gesellschaft, die Zuwandererstrome,
die drohende Verwaisung man-
cher Landstriche im Osten – verlangt
nach einem neuen Stadtebau, anderen
Wohnformen, mancherorts auch einer
ungewohnten „Kultur des Schrumpfens“,
wo man es fruher nur mit wachsenden
urbanen Zonen und Landschaften zu tun
hatte. Und anderswo tun sich Gelegenheiten
auf, ganze brachliegende Areale
neu zu konzipieren, Stadtviertel vom
Rei?brett als neue Wahrzeichen in alte
Umgebung zu setzen.
Die Planer denken um, der Radika -
lismus des Anfangs weicht der Behut -
samkeit des Umbaus oder gar der Rekonstruktion.
Eine dritte Phase des Aufbaus
zeichnet sich ab, und mit ihr keimen, paradoxerweise,
Nostalgie und Sehnsucht
nach Geschichte, Tradition, Fixpunkten,
urbanen Kernen, die im Brei der Metropolen
Halt geben und Identitat stiften.
Nach Statten der Erinnerung mit Zitaten
der Vergangenheit, auch und gerade im
fur immer Verschwundenen.
Der groteske Streit um den Wiederaufbau
des Berliner Stadtschlosses ist fur diese
Ruckorientierung im Neuen genauso
ein Beleg wie die Begeisterung uber die
wiedererrichtete Dresdner Frauenkirche.
Zum kulturellen Wesen des Menschen
gehort eben auch die geschichtliche
Selbstvergewisserung. Sie kann in hartnackigem
Illusionismus versinken und
erbarmlich scheitern, wie sich derzeit am
Berliner Beispiel des Schlosses zeigt. Sie
kann aber auch, wie die spendenfinanzierte
Frauenkirche, das strahlende Symbol
eines selbstbewussten Burgerstolzes
werden.
Streitkraft aufsteigen konnte – undenkbar
damals, im Fruhling vor 65 Jahren.
Bis zu 80 Prozent der historischen Bauten
bedeutender Stadte waren ausgeloscht.
Berlin, Koln, Dresden, Leipzig,
Magdeburg, Hamburg, Kiel, Lubeck,
Munster, Munchen, Frankfurt am Main,
Wurzburg, Mainz, Nurnberg, Xanten,
Worms, Braunschweig, Hannover, Freiburg,
Dresden – alles kaputt, eine schier
endlose Liste der Verwustung.
Karthago im Gro?ma?stab: So etwas
war einmalig in der neueren Geschichte,
eine Zerstorung ohne Beispiel als Reak -
tion auf die nicht minder beispiellose Barbarei
der Nazis.
So viel Ende war nie. Und doch: So
viel Anfang war nie. Auch fur den Wiederaufbau
eines ganzen Landes gibt es
in der Geschichte kein vergleichbares Beispiel.
Auf den Ruckfall in die furchterlichste
Vergangenheit folgte die gegenwartigste
Gegenwart aller Zeiten. Der
gro?te Teil des deutschen Gebaude -
bestands ist nach 1948 entstanden. Das
hei?t: Die meisten der Bauten, die heute
in Ballungsgebieten herumstehen, sind
das Werk von ein bis zwei Generationen,
die zu einer forcierten Aufholjagd in die
Moderne ansetzten.
Rund 400 Millionen Kubikmeter Gebaudeschutt
waren allein auf dem Gebiet
der spateren Bundesrepublik aufgehauft.
Man hatte eine zwei Meter dicke, sieben
Meter hohe Mauer um Westdeutschland
damit ziehen konnen. Architektonisch
und stadtebaulich war die Auferstehung
nach dem Inferno eine Art Fortsetzung
der Kriegszerstorungen mit anderen Mitteln:
Weitere 30 Prozent historischer Substanz
mussten weichen.
Nur scheinbar kehrte, in den achtziger
Jahren, in dem zu Wohlstand und Reputation
gekommenen Land beschaulichprovinzielle
Ruhe ein. Der nachste Fieberschub
stand bevor: die Wiedervereinigung
und mit ihr die immense Aufgabe,
zwar nicht mehr zerstorte, aber oft vollig
heruntergekommene Orte und Gegenden
wieder herzurichten.
Und noch immer ist dieser Prozess der
permanenten Selbsterneuerung nicht abgeschlossen.
Denn 65 Jahre nachdem die
Deutschen aus Schutt und Schuld gekrochen
sind, 20 Jahre nachdem sie ihre staatliche
Einheit erreicht haben, steht auch
der Wiederaufbau zur Diskussion, wird
das Geleistete in Frage gestellt und in
neuer Freiheit uber Gro?stadte als Heimstatten
nachgedacht.
Fehler sollen korrigiert werden, die
dem Tempo und dem Modernisierungswahn
geschuldet waren. Ein neues asthetisches
Bedurfnis drangt das aus Not geborene
Prinzip der reinen Zweckma?igkeit
zuruck.
Der demografische Wandel – die Alterung
der Gesellschaft, die Zuwandererstrome,
die drohende Verwaisung man-
Viel Vergnugen auf den Trummern des
„Dritten Reichs“.
Denn der Fockeberg ist nicht durch
Gletscherbewegungen oder Gebirgsauffaltungen
entstanden. Hier haben die
Leipziger nach dem Krieg den Schutt ihrer
zerbombten Stadt abgeladen.
Ahnliche Erhebungen gibt es in vielen
deutschen Stadten. In Monchengladbach
ist es die „Rheydter Hohe“, in Frankfurt
am Main der „Monte Scherbelino“ und
in Stuttgart der „Grune Heiner“, vor allem
bei Modellfliegern beliebt.
Die Berliner nannten ihren Haufen aus
den Resten zerstorter Hauser, aus Indu -
strieanlagen und Kirchen liebevoll „Monte
Klamotte“. Mit knapp 115 Metern ist
der Teufelsberg die zweithochste Erhebung
der Stadt. Von hier aus lauschten im
Kalten Krieg US-Militars mit gigantischen
Abhorschusseln in den Osten. Inzwischen
haben Mountainbiker, Gleitschirmflieger
und Snowboarder den Hugel erobert.
Sogar der Deutsche Alpenverein betreibt
hier einen Kletterfelsen
„Berlin ist der gro?te Trummerhaufen
der Welt“, sagte der US-Stadtkommandant
Frank Howley nach der deutschen
Kapitulation. Die Einwohner hatten
schon in den letzten Kriegsmonaten ihre
zerstorte Stadt sarkastisch in „Reichstrummerfeld“
umbenannt. Es war umgeben
von einem Staat, der ebenso in Trummern
lag, moralisch, wirtschaftlich und
politisch.
Die Bombentrichter und die Hauser -
skelette, die uberall emporragten wie abgebrochene
schwarze Zahnreihen, waren
das schreckliche Symbol einer ruinierten
Kulturnation. Schutt und Schuld, ein aschfahles
Never-come-back-Land – das war
Deutschland im Jahre null.
Dass dieses Trummergebilde sich innerhalb
weniger Jahrzehnte wieder in
„bluhende Landschaften“ verwandeln
wurde, dass es anerkannter Partner in einem
geeinten Europa werden sollte, zum
Sehnsuchtsland fur Millionen Einwanderer
und zur Exportweltmacht mit eigener
Zerstortes Hamburg um 1945
„Dieses Werk wird Segen wirken“
„Mit blo?en Handen haben wir
Stahltrager, Balken und Steine aus
den Gerollbergen gezogen.“
Auerstanden aus Ruinen
Vor 65 Jahren lagen Deutschlands Stadte in Trummern.
Mit einem beispiellosen Kraftakt gelang es, das im Krieg verwustete Land
wieder aufzubauen. Doch die Ergebnisse des hastigen Neubeginns
sto?en zunehmend auf Kritik. Die Sehnsucht nach verlorenen Werten wachst.
Eine kuriose Prozession bewegte sich
am ersten Mai-Wochenende den
Leipziger Fockeberg hinauf: Die
Teilnehmer schoben eigenartige Fahrkonstruktionen
vor sich her, in denen sie spater
den 153 Meter hohen Hugel hinab -
sausen wollten. Es galt, den „19. Prix de
Tacot“ auszutragen, und wie jedes Jahr
jubelten Tausende Zuschauer den mutigen
Teams in ihren waghalsigen Seifenkisten
zu. Disziplinen gab es mehrere sowie
spezielle Ehrungen, etwa den „,Lang
lebe Juri Gagarin‘-Sonderpreis fur Lassigkeit
beim Passieren der Radarfalle“,
der in diesem Jahr an das Team „Herrenabend“
ging. Gesehen wurde auch ein
rollender Biergartenschirm. Jeder, der 5000 Quadratmeter
Grund erwarb, durfte
darauf ein Hochhaus setzen.
2. Strophe
Gluck und Frieden sei beschieden
Deutschland, unserm Vaterland.
Alle Welt sehnt sich nach Frieden,
Reicht den Volkern eure Hand.
Wenn wir bruderlich uns einen,
Schlagen wir des Volkes Feind!
Lasst das Licht des Friedens scheinen,
Dass nie eine Mutter mehr
|: Ihren Sohn beweint. :|
3. Strophe
Lasst uns pflugen, lasst uns bauen,
Lernt und schafft wie nie zuvor,
Und der eignen Kraft vertrauend,
Steigt ein frei Geschlecht empor.
Deutsche Jugend, bestes Streben
Unsres Volks in dir vereint,
Wirst du Deutschlands neues Leben,
Und die Sonne schon wie nie
|: Uber Deutschland scheint. :|
Die Hymne des Unrechtsstaates DDR!
Auferstanden aus Ruinen die damalige DDR Hymne. Der Text der Hymne stammt von Johannes R. Becher, die Melodie komponierte Hanns Eisler. Text:
1. Strophe
Auferstanden aus Ruinen
Und der Zukunft zugewandt,
Lass uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.
Alte Not gilt es zu zwingen,
Und wir zwingen sie vereint,
Denn es muss uns doch gelingen,
Dass die Sonne schon wie nie
|: Uber Deutschland scheint. :|
Hitler lasst in den Lehrplanen nach wie vor nicht viel Platz fur Honecker
Das alles ist seit mehr als zwanzig Jahren Vergangenheit. Die Mauer verschwand bis auf wenige Reste. Niemand war wild darauf, das Monstrum, das nach Honecker noch in hundert Jahren, 2089, stehen sollte, vor Abriss und Verfall zu schutzen. Die Mauer war nicht nur ein Schandmal fur jene, die sie errichtet hatten, sondern auch eine unangenehme Erinnerung fur diejenigen im Westen, die es in ihrem Schatten politisch ganz gut ausgehalten haben.
Auch ihre Nachfolgerin, die „Mauer in den Kopfen“, ist kaum noch zu erkennen, jedenfalls nicht bei den jungen Deutschen, die nach der Wiedervereinigung geboren wurden. Fur die Generation Facebook spielt es so gut wie keine Rolle, ob einer aus Leipzig oder aus Lubeck kommt. Die „innere“ Einheit ist fur sie kein Thema mehr. Leider gilt das aber auch oft fur Schie?befehl und Mauertote. Hitler lasst in den Lehrplanen nach wie vor nicht viel Platz fur Honecker. Auch die Linkspartei, die es am besten wissen musste, singt gern das Lied, dass der Nationalsozialismus an allem schuld gewesen sei, bis hin zur Mauer. Noch immer verklaren ehemalige Diener des Regimes den Stasi-Staat, der sich einmauerte.
Doch endete die deutsche Unterdruckungsgeschichte nicht 1945. Das, was von der Mauer geblieben ist, kundet von vier Jahrzehnten weiterer Diktatur, aber auch von ihrem Untergang in einer friedlichen Revolution. Die erhaltenen Mauersegmente in Berlin und die Uberreste, die entlang der ehemaligen Zonengrenze nun auch noch den Kampf gegen die Natur verlieren, gehoren zu den schrecklichsten und zugleich zu den stolzesten Zeugnissen deutscher Geschichte. Auferstanden aus diesen Ruinen ist die Freiheit.
Text: F.A.Z.
Unter Ostalgie litt der Westen lange vor dem Osten
Die Ulbricht-Honecker-Linie war noch aus dem Weltall zu erkennen. Doch in der Bundesrepublik gab es nicht wenige, die dieses Symbol des Scheiterns und der Perversion einer politischen Idee geflissentlich ubersahen. Das lag auch daran, dass im Westen bis in die Volkspartei SPD hinein viele noch vom Sozialismus als Gegenentwurf zur eigenen „kapitalistischen“ Gesellschaftsordnung schwarmten, der in der DDR hochstens hier und da ein wenig aus dem Ruder gelaufen sei, in den Minenfeldern an der Grenze zum Beispiel.
Die Ulbricht-Honecker-Linie war noch aus dem Weltall zu erkennen. Doch in der Bundesrepublik gab es nicht wenige, die dieses Symbol des Scheiterns und der Perversion einer politischen Idee geflissentlich ubersahen. Das lag auch daran, dass im Westen bis in die Volkspartei SPD hinein viele noch vom Sozialismus als Gegenentwurf zur eigenen „kapitalistischen“ Gesellschaftsordnung schwarmten, der in der DDR hochstens hier und da ein wenig aus dem Ruder gelaufen sei, in den Minenfeldern an der Grenze zum Beispiel.
Unter Ostalgie litt der Westen lange vor dem Osten. Auch in der „BRD“ lernte man mit der Monstrositat der Mauer zu leben. Am Schluss war man schon zufrieden damit, dass die SED die Selbstschussanlagen wieder abbaute. Diese Verstummlungs- und Totungsautomaten gingen selbst deutschen Pazifisten zu weit, die im Zweifel zwar lieber rot sein wollten, aber eben auch nicht tot.
So fiel die Mauer zur Uberraschung des Westens. Was hatte man vorher auch tun sollen? Den Friedhofsfrieden gefahrden? Die Bundesrepublik und ihre Verbundeten hatten sich mit der Spaltung Deutschlands und Europas arrangiert, manche mehr als das. Nicht selten war hierzulande die Meinung zu horen, Teilung und Mauer seien die gerechte Strafe fur den Krieg. Ausnahme waren dagegen Schilder, die noch gesamtdeutsch denkende, also verdachtige Gestalten an der oberfrankischen „Grenze“ zur DDR aufgestellt hatten: dass man sich hier, am angeblichen Ende der westlichen Welt, nicht am Rande Deutschlands befinde, sondern in seiner Mitte.
Mit dem Bau der Mauer leistete die Einparteiendiktatur der SED schon zwolf Jahre nach Grundung der DDR ihren Offenbarungseid. Segment fur Segment, Wachturm fur Wachturm setzten die ostdeutschen Kommunisten sich selbst ein 1378 Kilometer langes Monument des moralischen, politischen und okonomischen Bankrotts. Sie mussten einen Todesstreifen von der Ostsee bis zum Vogtland ziehen, um ihre Burger daran zu hindern, aus einem Staat zu fliehen, der angeblich schon das Vorzimmer zum kommunistischen Paradies darstellte. Weil dem Sozialismus mit deutschem Antlitz die Menschen in Scharen davonliefen, blieb ihm keine andere Wahl, als sich selbst als das zu entlarven, was er wirklich war: ein Volksgefangnis. Die Palisade aus Beton und Stahl, die das Regime errichtete, konnte zwar nicht den Traum von der Freiheit aufhalten, aber doch jene, die ihn traumten.
Deutschland und die Mauer
Auferstanden aus Ruinen
Die Mauer war eine Bankrotterklarung, ein Volksgefangnis. Ihre Reste gehoren zu den schrecklichsten und zugleich stolzesten Zeugnissen deutscher Geschichte. Sie kunden vom Triumph der Freiheit.
Von Berthold Kohler
13. August 2011
Seit den Romern hatte auf diesem Kontinent niemand mehr eine Mauer von solcher Lange gebaut, nicht einmal Hitler. Der „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ aber richtete sie auf, zwei Monate nur nachdem Ulbricht die Absicht dazu noch bestritten hatte. Der „antifaschistische Schutzwall“, wie er spater getauft wurde, sollte der Ost-Berliner Propaganda zufolge die friedliebende DDR vor den Horden des Revanchismus und Imperialismus aus dem Westen schutzen, so wie fruher der Limes das Romische Reich vor den Barbaren des Nordens.
Jeder, der das Sperrwerk in Augenschein nehmen konnte, wusste jedoch, dass es gegen eine Bedrohung von innen gerichtet war. Zweck dieses wahrhaft eisernen Vorhangs war es nicht, die Panzer der Nato aufzuhalten, sondern Fluchtlinge aus der DDR, auch um den Preis ihres Lebens: „Grenzverletzer“, die die „Diktatur des Proletariats“ im real existierenden Sozialismus nicht mehr ertrugen. In keinem anderen Bauwerk der DDR spiegelten sich ihre Lebenslugen so offen und brutal wider wie an dem Gefangniszaun an ihrer Westgrenze.
Die Entwicklung in Ostdeutschland
In der Sowjetischen Besatzungszone ging der Wiederaufbau langsamer voran als in den westlichen Zonen. Die Sowjetunion unterstutzte Ostdeutschland nicht beim Aufbau, sondern sie nahm sich ihre Reparationsleistungen in Form von Betrieben, die in Sowjetische Aktiengesellschaften uberfuhrt wurden. Durch die Bodenreform 1945/1946 wurden Gro?grundbesitzer mit mehr als 100 Hektar Flache sowie Kriegsverbrecher und aktive NSDAP-Mitglieder entschadigungslos enteignet und deren Grundbesitz dem jeweiligen lokalen Bodenfonds ubertragen. 1948 fand auch in Ostdeutschland eine Wahrungsreform statt, die die Situation jedoch nur wenig verbesserte. So bluhten in Ostdeutschland Schwarzmarkt und Tauschhandel noch langer als in Westdeutschland. Aus wirtschaftlichen sowie politischen Grunden entschieden sich viele Menschen zur Auswanderung beziehungsweise zur Flucht aus der DDR.
Die Lage besserte sich ab 1949 langsam, jedoch kauften die Menschen in Westdeutschland in vollen Laden ein. Im Osten wurden hingegen noch Lebensmittelmarken ausgegeben. Erst Anfang der 1950er Jahre setzte dort ein langsamer Aufschwung ein. Jedoch war die Bevolkerung immer noch unzufrieden. Die politische Fuhrung erkannte das aber nicht, und so wurde 1953, viel zu fruh, die Produktionsnorm erhoht. An diesem Punkt reichte es dann gro?en Teilen der Bevolkerung, sie gingen auf die Stra?e und protestierten gegen ihre schlechte Versorgungssituation (Aufstande des 17. Juni 1953). Ein bedeutender Wirtschaftsaufschwung setzte dann erst ab dem 13. August 1961 ein, als die innerdeutsche Grenze geschlossen wurde
Nachkriegszeit
Als Nachkriegszeit wird allgemein die Zeit nach einem Krieg bezeichnet. In dieser Zeit werden staatliche Ordnung, Wirtschaft und Infrastruktur neu aufgebaut oder wiederhergestellt und durch den Krieg entstandene Schaden behoben – oder auch nicht. Sie ist haufig von Hunger und Knappheit an Gutern aller Art gepragt. Aus heutiger Sicht wird insbesondere die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als „Nachkriegszeit“ bezeichnet.
Heinz Sokolowski, Erich Kuhn, Heinz Schoneberger, Dieter Brandes, Willi Block, Jorg Hartmann, Lothar Schleusener, Willi Marzahn, Eberhard Schulz, Michael Kollender, Paul Stretz, Eduard Wroblewski, Heinz Schmidt, Andreas Senk, Karl-Heinz Kube, Max Sahmland, Franciszek Piesik, Elke Weckeiser, Dieter Weckeiser, Herbert Mende, Bernd Lehmann, Siegfried Krug, Rolf Henniger, Horst Korner, Johannes Lange, Klaus-Jurgen Kluge, Leo Lis, Christel Wehage, Eckhard Wehage, Heinz Muller, Willi Born, Friedhelm Ehrlich, Gerald Thiem, Helmut Kliem, Christian Peter Friese, Rolf-Dieter Kabelitz, Wolfgang Hoffmann, Werner Kuhl, Dieter Beilig, Horst Kullack, Manfred Weylandt, Klaus Schulze, Cengaver Katranci, Holger H., Volker Frommann, Horst Einsiedel, Manfred Gertzki, Siegfried Kroboth, Burkhard Niering, Johannes Sprenger, Giuseppe Savoca, Herbert Halli, Cetin Mert, Herbert Kiebler, Lothar Hennig, Dietmar Schwietzer, Henri Weise, Ulrich Steinhauer, Marinetta Jirkowski, Dr. Johannes Muschol, Hans-Jurgen Starrost, Thomas Taubmann, Lothar Fritz Freie, Silvio Proksch, Michael Schmidt, Rainer Liebeke, Rene Gro?, Manfred Mader, Michael Bittner, Lutz Schmidt, Ingolf Diederichs, Chris Gueffroy, Winfried Freudenberg.
Ida Siekmann, Gunter Litfin, Roland Hoff, Rudolf Urban, Olga Segler, Bernd Lunser, Udo Dullick, Werner Probst, Lothar Lehmann, Dieter Wohlfahrt, Ingo Kruger, Georg Feldhahn, Dorit Schmiel, Heinz Jercha, Jorgen Schmidtchen, Philipp Held, Klaus Brueske, Peter Bohme, Horst Frank, Peter Goring, Lutz Haberlandt, Axel Hannemann, Erna Kelm, Wolfgang Glode, Reinhold Huhn, Siegfried Noffke, Peter Fechter, Hans-Dieter Wesa, Ernst Mundt, Gunter Seling, Anton Walzer, Horst Plischke, Ottfried Reck, Gunter Wiedenhoft, Hans Rawel, Horst Kutscher, Peter Kreitlow, Wolf-Olaf Muszynsk, Peter Madler, Siegfried Widera, Klaus Schroter, Dietmar Schulz, Dieter Berger, Paul Schultz, Walter Hayn, Adolf Philipp, Walter Heike, Norbert Wolscht, Rainer Gneiser, Hildegard Trabant, Wernhard Mispelhorn, Egon Schultz, Hans-Joachim Wolf, Joachim Mehr, Unbekannter Fluchtling, Christian Buttkus, Ulrich Krzemien, Peter Hauptmann, Hermann Dobler, Klaus Kratzel, Klaus Garten, Walter Kittel, Heinz Cyrus,
In dieser Liste aufgefuhrt sind, geordnet nach ihrem Todesdatum, Fluchtlinge, die zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer erschossen wurden, verungluckten oder sich das Leben nahmen; Menschen ohne Fluchtabsichten aus Ost und West, die im Grenzgebiet erschossen wurden oder verungluckten. Aufgelistet sind auch DDR-Grenzsoldaten, die durch Fahnenfluchtige, Kameraden, Fluchtlinge, einen Fluchthelfer oder einen West-Berliner Polizisten getotet wurden.
Gedenken an die Opfer
Tod an der Berliner Mauer
136 Menschen sind an der Berliner Mauer getotet worden. Fluchtlinge, Menschen ohne Fluchtabsichten, aus Ost und West, DDR-Grenzsoldaten. Ein Epitaph.
vBulletin® v3.8.7, Copyright ©2000-2025, vBulletin Solutions, Inc. Ïåðåâîä: zCarot